Montag, 1. Februar 2010

Ohne Ende

Manès Sperber: Wien eine Träne im Ozean 12 (Seite 967-1034)

Dojno erklärt seinem Fluchtgefährten Tony was Sache ist:

„Meine Stellung zum Tode nehme ich schon seit Jahren nicht mehr ernst. Sie ist launisch, töricht. Alle Aphorismen über das Leben sind mehr oder minder richtig, die über den Tod sind gewöhnlich falsch, von der Stimmung eingegeben, nicht von der Einsicht. Sobald sich die Deutschen zeigen, werde ich das Gift nehmen. Aus Angst vor der Tortur? Wahrscheinlich. In der Gewißheit, daß sich mich jedenfalls umbringen? Entscheidend.“ (S. 969)
Dojno verbringt seine Tage auf Post wartend in Bari. Endlich kommt was aus Palästina, ein Brief von Edi. Wenigstens er haut auch überlebt. Über Rom gelangt Dojno schließlich wieder nach Frankreich und erfährt, dass Lagrange umgebracht wurde: „Die, mit denen er sein wollte, haben ihn umgebracht.“ (S. 1020) Die, die verantwortlich dafür sind tuen die Sache ab mit „es waren wirre Zeiten.“ Dafür hat Dojno kein Verständnis.

Mit seinem alten Kameraden Berthier und dem Doktor Meunier zieht er sich schließlich aufs Land zurück, um wieder einmal von vorne zu beginnen, vielleicht mit seinem Kind. Denn dass er Vater ist, hat er nun endlich aus Briefen von Stetten herausgefunden. „Ja, ich höre zu, mein Alter. Ich habe viel zu lernen.“ (S. 1033)

Ob es Frieden geben wird, ist ihnen nicht klar, wichtig aber ist, dass es keinen Krieg mehr gibt. Und würde Dojno gefragt, was er so gemacht hätte während des Zweiten Weltkriegs? Müsste er sagen, viel herum gereist, gefroren, oft auch gehungert, aber hauptsächlich gefroren.

Edi ist kein Gläubeling: „Glaubte ich an Gott, so würde ich ihn bekämpfen, als ob er eine totalitäre, verantwortungsflüchtige Macht wäre.“ (S. 1000)
Traurige Erkenntnis: „Hier wie überall in Europa sprach man während dieser gigantischen Katastrophe am meisten über die mangelnden Nahrungsmittel.“ (S. 1008)