Montag, 8. März 2010

Frau Prangl

Gerhard Roth: Das Alphabet der Zeit: Seite 340-408

In der dritten Klasse, tritt Frau Prangl in das Leben des Protagonisten:
„Ich hatte das Glück, durch sie die erste verwirrende Sinnlichkeit kennenzulernen, als sie mir beim Schreiben den Arm auf die Schulter legte und sich über mich beugte. Ich spürte ihre Brüste auf meinem Rücken, und ein wohliger Schauer durchfuhr mich.“ (S. 340)
Da macht sogar die Schule vorübergehend Spaß. Doch der Liebesblinde übertreibt und beschenkt seine Lehrerin mit Schmuck aus dem Familienbestand. Das sorgt für Aufruhr aber wenigstens Großmutter versteht's. Gerhard sammelt Erfahrungen und zieht erste Schlüsse – vor allem nachdem er Pauls Uhr zerlegte, um drauf zu kommen, was dahinter steckt:
„Ich schloss daraus, dass alles Großartige auf Täuschung (und Mechanik) beruhte.“ (S. 387)

Die Erfahrungen sind aber auch anderer Art. So wird der junge Held auch gerne von anderen verklopft, was die Mutter nur darin bestätigt, dass sie weg vom Weidweg zurück in die alte Wohnung in den Geidorfgürtel 16 müssen. Das geht schließlich auch durch, nur für Großmutter ist dort kein Platz. Das Kapitel der Kindheit wird mit dem Umzug abgeschlossen. Purzel, der Hampelmann (Pinocchio, eines seiner Lieblingsbücher und bis dahin auch gelegentlich sein Rufname) und die Hefte mit den Fantasiegeschichten die er mit Großmutter geschrieben hat, bleiben zurück. Die Jugend wird eingeläutet. Bim-Bam-Klingeling.

Traurige Erkenntnis: „Suche ich nach Momenten des Glücks in meiner Kindheit, so sind es die frühen Morgenstunden, wenn ich krank war und zu Hause bleiben durfte und Paul und Helmut in die Schule gingen.“ (S. 378)