Mittwoch, 12. September 2012

Zeitweilige Zerwürfnisse

Du legst dich gerne quer, du legst dich gerne an
Du läufst nicht gegen Mauern, du lockerst Steine und machst was Neues draus
Zu groß ist dir dabei nichts, ohne einen Grundstein kein Forwärtskommen, sagst du
Du willst die Weltordnung durcheinander bringen und ein neues Weltbild malen
Welt: du blauer Planet, du vollgesoffene Kugel, du unterbelichteter Globus, sagst du
Welt: dein eingedepschter Schädel, deine Schräglage, dein gemächliches Eiern um die eigene Achse du bis überbewertet, sagst du
Du hast keine Angst vor großen Worten, Inhalten, Bedeutungen
Ach, Inhalte!, sagst du. Ach, Bedeutungen!, sagst du und ach, Worte!
Worte schießen nicht! Worte schließen vielmehr eine Lücke, lassen Stilblüten sprießen und wuchern mitunter.
Beispiele? Gerne: Da hätten wir beispielsweise die Allüren. Ja, über Allüren ließe sich trefflich was schreiben. ALLÜREN
Kaum Wörter die ähnlich klingen: Alü-Alü-Allürütuldjo
Alü-Alü-Salü Allüren: Abführen
Allüren erweisen sich nicht als ergiebig. Allüren geben nichts her. Allüren fordern ein, setzen voraus. Nachsatz: Allüren öffnen Türen NICHT! Allüren hat man wie Krankheiten. Aber gegen Allüren ist ein Kraut gewachsen. Es gedeiht am harten Boden der Realität, es heißt: Konfrontation und treibt Blüten der Ernüchterung
Ernüchterung ist auch so ein Wort.
Er-nüchter-ung! Hat was von Er-höre-uns!
Alü-Alü-Allüren-Ernüchterung erhöre uns, mich im Speziellen. Lass mich nicht abgehoben sein, erde mich, pflanz mich in den Lustgarten der Wortwucherungen, setz mich ein neben den Sprachzeitlosen und lass mich sprießen, lass mich heranwachsen zu einem veritablen Satzgewächs, einem um sich greifenden Textgeflecht das irgendwann dann wen erreicht, erfreut, erquickt. Lass mich einen überraschenden Schluss dieses Fragments finden:
Sorry Mann, hast du mal eben Allüren für mich?
Nein, tut Leid, ich allüre nicht.