Dienstag, 25. September 2012

Herzschrittmacher

Gedichte düfen alles, sie dürfen einen nur nicht kalt lassen. Rock 'n' Roll des Herzens von Josef K. Uhl und 111 Gedichte also, quasi 111 beats per book. Rock 'n' Roll ist ja an sich eher eine Lendensache, dieser R'n'R, diese Gedichte sind aber wohl anders. Das ist gut, denn jedes Herz schlägt und jedes Hirn tickt anders. Leider hat dieses lyrische Herz allerdings immer wieder arge Aussetzer. Oft ist dieses Buch dem Herzinfarkt nahe (die Grade eines Buchinfarkts reichen von "Weglegen" - relativ normal, kommt bei den besten Büchern vor - bis zum "Wegschmeißen" - eher selten. Aber immer kurz vor dem Riss des Lesergeduldfadens macht dieses Herz dann doch wieder "pieps". Unter den ersten 59 Gedichten haben "Gute Nacht" und "Naturtrüb" diesen positiven Pieps. Dazwischen möchte man den Inhaber dieses Herzens wahlweise ohrfeigen, bemitleiden oder in die "Schäm dich Ecke" zitieren. Da wimmert die Lust erbärmlich, da knirscht's morsch im lyrischen Gebälk und wenn gereimt wird, hängt es einem Hirn und Hüften gleichzeitig aus. Das tut weh. Vertwistet sagt man dazu wohl in R'n'R Kreisen. Aber was soll's. Manchen Dichter_innen reichte ein gutes Gedicht, um sich ein Leben lang nicht verkannt und missverstanden zu fühlen. Und ja, auch in diesem Haufen Herzscheiße stößt man auf Gold, Geduld vorausgesetzt.