Dienstag, 31. Dezember 2013

Nachbeben

Flughafenstillleben in Bergen (Norwegen)
Strandstimmungsstillleben am Fakersee (Kärnten)
Inselstillleben mit Hemd (Griechenland)
Haltestellenstillleben an der Wand (Niederösterreich)
Ein Jahr im Schnellrückblick. Pro Monat ein spezielles Ereignis (Buch/Film/Auftritt/Erlebnis). Herausragend im Jänner war die Live-Aufnahme der Ping Pong Poetry CD am 14.1. im rhiz. Mieze Meudusa und ich in Höchstform und das Publikum in Applauslaune. DANKE! (Buch des Monats: Land spielen von Daniel Mezger).
Der Februar war dominiert von der Usbekistan-Tour (16.-22.): Eine Woche Exotik an allen Fronten und danach direkt auf die Habil-Fete vom guten alten Steinacher Roland (BdM: loslabern von Rainald Goetz).

Im März verstand man mich in Kiel nicht dafür aber in Lübeck und auf Sylt und mit Auszügen aus dem Standardwerk von Franz Holzmann Durch weniger Sex intelligentere und gesündere Kinder (BdM) gewann ich in Hamburg den Cover-Slam.

Thor Kunkels Subs (BdM) begleitete mich durch den April, der mich von Ostrava über Sarajevo bis nach Bergen führte. Dennoch war das Städtebattle München-Innsbruck am 6.4. in der Bäckerei ein Jahreshighlight ohne gleichen.
Mit Jörg Fauser Goethe, Trotzky und das Glück (BdM) wandelte ich durch den Mai, Maribor, Zagreb, Zadar, Rijeka und Ljubljana und tourte mit den amtierenden Ö- und CH-Slam-Champs Klaus Lederwasch und Renato Kaiser durch Österreich - schön und ganz schön anstrengend.

Im Juni busbimste es mich nur so durch die Bezirke Wiens, passend dazu die Präsentation von Wien schön trinken (BdM hg. von Vanessa Wieser) am 13.6. im phil und passend dazu der neue Krügerlrekord im Schweizerhaus mit anschließender Saisonausklangs-DUM-Präsentation im Anno (hui!).
Der Juli hatte viele schöne Seiten in Buch- und anderer Form. Zum Beispiel den Schafsberg (1783m) am 9.7. oder aber Isabella Straubs Südbalkon (BdM) oder auch den Wauberg am Fakersee oder auch den Nachhauseweg vom poolbar-Slam am 21.7. und natürlich die Geburtstagsgrillfeiern in Nassereith.

Der August wurde - fast schon traditionell - auf Zakynthos verbracht mit vielen Workshops, Büchern und u.a. Sand (BdM) von Wolfgang Herrendorf kurz vor seinem Abgang.
Am 19. September erslammte ich das Faltrad Jango und erfreute mich auch über Frühling der Barbaren (BdM) von Jonas Lüscher. Der September hatte aber auch z. B. Sprachsalz in Hall und Meat-Pepo-Slam mit Viech live und Spanferkel in Aich zu bieten.

Im Oktober, am Nationalfeiertag las ich das Buch des Jahres: Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters von Tilman Rammstedt, kaufte mir eine neue Brille und trank Vodka in Warschau.

Whisky war's dann im November in Bielefeld - aber nicht nur! Ich verlor auch meine Stimme auf der Buch Wien und fand sie in Salzburg beim Dead or Alive Poetry Slam in der ARGE wieder, um gegen Ingeborg Bachmann zu bestehen. Bestechend war Der weiße Hai von Peter Benchley (BdM).

Kaktusstillleben mit Beistand in Venedig (Italien)
Die Dezember-Tour mit Wolf Hogekamp (Langenlois-Wien-Graz) Anekdoten, bulgarischem Schnaps und Poetry Clips im 40er-Hof-Kino war nur noch durch das 70er-Salon-Fest in der Villa im Saggen zu toppen (eine eingene Geschichte - kommt noch, irgendwann im nächsten Jahr). 
Huch!
Jetzt hab ich noch gar keinen Film erwähnt.
Hm.
Das wird wohl Only lovers left alive von Jim Jarmusch werden, den schau ich mir heut noch an.

Danke 2013 - ich freu mich auf 2014!

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Hobbits, Orks und Langenlois

Wer nichts weiß...
Schön langsam habe ich eine Ahnung, wie das Land der Hobbits, Orks, Elfen etc. ausschaut und schön langsam kenne ich mich auch im Kamptal aus.
Das heißt, ich weiß, wann ich aus- und umsteigen muss (Hadersdorf am Kamp) und finde auf Anhieb ins Zentrum von Langenlois, wenn ich am Bahnhof, der zwar wirklich ein Hof ist, also ein mehrstöckiges Haus mit allem drum und dran, in dem aber nichts mehr drin und drum ist. Nicht einmal einen Fahrkartenautomaten gibt es dort, nur nichts und das schaurig. Eine ideale Kulisse für Westernfilme. Für Hobbit-Filme eher nicht, da muss es noch dunkler sein und die Pfade verworrener, steiniger. Steinige Kellergassen und Hohlwege gibt es zwar auch in der Weinmetropole, aber das reicht nicht um als Filmort für den dritten Teil herzuhalten.
Auch nicht für den zweiten Teil von:
Die Pute von Panem. Die Hunger-Games. Diesmal geht es um die Brust und wie immer ans Herz. Schmackhaft (ein Wort, das ich nur erwähne, weil alle Deutsch-Studierenden in Usbekistan es verwendeten, was der Konsumation ihrer antiquierten Literatur geschuldet war).
Und noch ein paar Film Verballhornungen nachgeschossen, Feiertagshomekinotipps mit eingeschlossen:
The Kings Bitch
The Kings Kondom
Kongs Kingdom und - wer eher auf Dokus steht:
Die Viagra-Fälle.
Das sollte reichen - so lange ist das Jahr ja nicht mehr und - wie schon unser gemütlicher Finanzminister Hobbit Spindelegger trefflich zu formulieren wusste, um sich endlich mal wieder ausschlafen und nicht an diesem langweiligen Finanzministertreffen in Brüssel teilnehmen zu müssen - "eines nach dem anderen".
In diesem Sinne: Tu felix Austria - Gute Nacht!

Freitag, 6. Dezember 2013

Bedienung statt Bedrohnung

Als ich heute morgen mein Frühstück von einer Drohne im Nikolokostüm serviert bekam, dachte ich mir – hoppala – da stimmt etwas nicht. Das Frühstück an sich war tadellos. Kaffe: heiß/stark. Brot: frisch/kross. Honig: süß/pickig. Aber ich halt auch müd, matt, morgenmuffelig – ja gar verkatert, verärgert, vergrämt, weil ich verschlafen hatte. Und obwohl ich dank des prompten Drohnen-Frühstück-Services wertvolle Minuten gewann, kam mir denn doch was komisch vor. Bloß was?
Komisch jedenfalls ist ein komisches Wort. Komisch ist eine Mischung aus seltsam und unterhaltsam. Man muss gleichzeitig schmunzeln und sich wundern. Nicht grad erstaunt Kopfschütteln aber schon die Augenbrauen hochziehen und etwas die Augen verdrehen und eben schmunzeln. Schmunzeln ist auch ein komisches Wort: einerseits ein verhaltenes Lächeln, andererseits... – aber das führte jetzt zu weit. Zurück zur Drohne.
Die Drohne war höflich, keine Frage. Sie machte keinen Pieps, surrte nur ein wenig und fuchtelte mit dem Bischofstab. Das schätze ich, vor allem am Morgen. Vielleicht war sie sogar zu höflich?

Überhöfliches Verhalten ist mir ja sofort suspekt. Trällert mir jemand am frühen Morgen so ein überdreht gut gelauntes „Hallllooo“ ins restfett-zerknitterte Gesicht, fahr ich automatisch die Verteidigungswälle hoch. So viel Freundlichkeit in fünf Buchstaben gepresst, da muss Kalkül dahinter stecken. Man kennt das ja, erst ein „Hallllooo!“, und dann ein: „Was darf's sein?“
Jaja, ich kenne das, ich hasse das. Erst Hallo-Terror, dann gleich noch eine Entscheidungsfrage nachgelegt. Aber ich bin resistent dagegen: Wenn mir mein Frühstückswunsch nicht von den Augen ablesbar ist, hat die jeweilige Fachkraft ihren Beruf verfehlt. Kaffee und keine Fragen! Danach bin ich verhandlungsbereit. Aber die Hallllooo-Pest ist allgegenwärtig. Auch in meinem Stammcafé – leider. Aber die Drohne heut morgen – auf Anhieb anstandslos und dann auch noch dieser Bart. Hut ab!

Vielleicht ist die klassische Kellnerei ja das wahre und ideale Einsatzgebiet für Drohnen? Nicht Paketzustellung, nicht gezielter Menschenmord sondern Bedienung.
Auf Wunsch ließe sich sicher ein Grummeln einprogrammieren, um die WienerInnen und TouristInnen nicht zu sehr zu schrecken. Die servierende Grummel-Drohne wäre sicher ein Verkaufsschlager und Publikumsmagnet. Aber warum sucht mich so ein Prototyp heim?, fragte ich mich.
Warum wissen die – ja die, NSA, hat drei Buchstaben, deshalb Plural – warum wissen die, was ich frühstücken will? Warum bin ich unfreiwilliger Proband? Warum macht man mich zum Drohnen-Test-Dummie? Bin ich denen dumm genug?
Wer führt mir da eine Nikolo-Frühstücksdrohne vor der Nase herum und versucht meine Kritikfähigkeit mit Kaffeeduft niederzubügeln?
Wer – verdammt – und warum ausgerechnet mir? Schickt mir lieber einen Staubsaugerroboter – wobei, die sind laut Presse neuerdings suizidal veranlagt, schließen sich mit Induktionsherden kurz und verschmelzen in romantisch-letal-heißer Weise. Schickt mir lieber eine Putzfrau, einen Putzmann, nein, wohl lieber überhaupt eine Frau, einen Mann oder so.

Bin ich womöglich einsam?, schoss es mir nun durch das leicht koffeinerregte Hirn.
Bin ich winterdepressiv? Bin ich mir nicht genug?
Hab ich an sich nicht genug zu tun, um mit mir klar zu kommen?
Brauch ich jetzt etwa noch jemanden dazu? Kann ich mir vielleicht mit einer Frau besser Herr werden? Brauch ich gar einen Mann, um mich endlich wieder mal herrlich zu fühlen?
Oder brauch ich einfach nur Winterschlaf? Will ich ein Bär sein oder bloß ein dickes Fell haben? Eine dicke Haut und eine gute Haut an meiner Seite? Oder genügt ein Flanellpyjama und eine Wärmflasche?

Schickt mir eine Heizdeckendrohne mit Schnapsfässchen!, schrie ich in den Lampenschirm. Man meint ja immer, die Überwachung käme von oben.
Nein, schickt mir einen Menschen, einen Kuschelmenschen, legte ich nach. Schickt mir Liebe, Wärme und einen Kuschelmenschen mit Frühstücksbox.
Das wäre doch ein Job für die kalte Jahreszeit: Frühstücksbox-Transporteur mit inkludiertem Kuschelservice. Füllige Damen und bärtige Herren bevorzugt. Und wenn der Bart schön kultiviert wird, lässt sich der Frühstücksbox-Transporteur mit inkludiertem Kuschelservice sogar zum bummeligen Weihnachtsmann bzw. die Damen zum Christkindl umrüsten.

Ui! Umrüsten – da wären wir wieder beim Drohnenthema. Bei der Bedrohnung, die mich heute am Frühstückstisch in tückischem Tarngewand heimsuchte, die mich aber nicht überzeugen und für sich gewinnen kann. Ich steh auf Menschen und seien sie auch noch so grantig. Und ich steh auch auf überraschende Enden. Oder um es etwas hiphoppiger zu sagen:
Ich verzichte auf eine Schluss-Punchline – ich zieh mir lieber noch einen Schuss Punsch rein!

Dienstag, 3. Dezember 2013

Adventkalenderersatz

Nein, nicht täglich was Süßes. Täglich ein Schimpfwort - ab sofort:

Schimpfwort-ABC

Du altersschwacher Abwaschschwamm
Du bröseliger Butterknödel
Du Chlor-Chemie-Tamtam

Du dreister Dünndarmdübel
Du ellenlanger Eumelerpel
Du falsches Flaschenübel

Du grausiger Grindgrammel
Du habertatschiger Hallodri
Du ignoranter Irrsinnsbammel

Du jammernder Jähzornschädel
Du Kotzkotwurst
Du leidiglausiger Lindwurmtödl

Du matschiges Muttersöhnchen
Du neidisches Nesthäckchen
Du ooops Tönchen

Du prallvollblöder Prolet
Du qualvoll Quatschkopf
Du rücklings Restlexeget

Du schrumpeliger Schnapsschnösel
Du totaler Turbotrottl
Du unkrautiges Uselösel

Du vollversaut Verhau
Du weinerliches Weh
Du XYZ Au!

Dienstag, 26. November 2013

I say no-no-november

Herrscht in Österreich auch Sargpflicht? In Deutschland herrscht ja Sargpflicht. Ich frag nur. Weil November ist ja dann doch das Monat der Vergänglichkeit, Verwesung und des Todes im allgemeinen.
Im November such ich das Leben auch mehr als sonst.
Wie sehr einem das Leben erst gehört, nachdem man es erfunden hat. Hat mal wer gesagt.
Was soll denn das heißen?
Naja, dass man sich selbst erfinden nicht finden soll. Quasi Fiktion statt Depression.
Lebensfröhlichkeit statt Grabesstimmung.
Gute Laune statt Raunzgeraune.
Grün-Dübel statt Grund-Übel
Frisches Gemüse statt Fertiggerichte.
Das auch?
Ja, sicher. Fertiggerichte. Klingt ja vollkommen tot.
Auch Sex statt Wichsen?
Sicher.
Dann bin ich auch dafür.
Ich auch.
Ich auch.
Ich auch.
Na dann los.
Trau mich nicht.
Ich auch.
Ich auch.
Ich auch.
Also nicht.

Montag, 11. November 2013

Bielefeldversuche 2013

Erdgasbus ist ein schönes Wort. Bielefeld nicht unbedingt eine schöne Stadt. Wir kommen an und es ist Hochzeitsmesse – das passt mir gut – HEIRATEN schön trinken – ist gerade eben rausgekommen und ich hab welche dabei. Die Hochzeitsmesse ist in der Stadthalle und die direkt neben dem Bahnhof. Das ist praktisch. Unpraktisch ist, dass die Toilettenbenutzung ohne Verzehr im Rentnercafé 50 Cent kostet, im WC-Center am Bahnhof muss man sogar 1 € fürs Wasser lassen berappen. Wasser kommt aber eh auch kostenlos von oben – es regnet. Ein herzlich warmer Empfang ist das nicht. Also ab ins Taxi.
„Was es nicht alles irgendwie gibt“, sagt der Taxifahrer auf meine Erklärung der Poetry Slam Meisterschaften. Wo das Theaterlabor ist, weiß er nicht. Ich weiß es auch nicht. Ich weiß überdies nicht, ob er mich nur nicht verstanden hat, weil ich Labor mit langem o ausgesprochen hab'. Ob wir die Laboor/Laabor-Grenze bereits überschritten haben, ist mir nicht klar. Von Poetry Slam hat der Taxifahrer jedenfalls noch nie was gehört. Er spielt Tennis.
Auf der U-Bahn-Anzeigetafel steht „sofort“, auf der Pizza ist Schmand, die Bestellung „Soda Zitron“ löst Verwunderung aus und überall stehen Parkhäuser. Als Kind hab ich mir tatsächlich mal ein Parkhaus gewünscht und es vom Christkind dann bekommen. Es hatte drei Etagen und einen Aufzug zum Kurbeln. Drei Etagen gut und recht aber bitte in den Untergrund!

Montag, 4. November 2013

Pimmel auf Beinen

„Der Protagonist“ von Luigi Malerba
Rom als Kulisse und das Ich ein Penis, dessen Boss Funkverkehr pflegt und es mit Elisabella und Isabetta, den reschen Zwillingsschwestern aus Orvieto, die sich für etruskische Kultur bzw. die alten Lateiner interessieren, zu tun bekommt.
Aber nicht nur sie, vor allem die Obrigkeit wird vom Boss gefickt, Entschuldigung. Bronzestandbilder, Mumien im Vatikanischen Museum und die größte norwegische Walspalte. Pfaffen spuckt der Boss auf den Kopf und wenn er zornig ist, geht er ins Umland und sät. Elisabella wartet inzwischen seitenlang in seiner Höhle und das Ich reckt sich als Antenne in den römischen Himmel. So werden Verbindungen aufgenommen, Verabredungen getroffen – der Boss treibt's bunt und schießt rund um sich. Elisabellas Liebe geht bis in den Tod. Sie bringt sich um, in der Hoffnung, dass er sie dann nimmt. Das bringt ihn in Erklärungsnotstand der Polizei gegenüber.
Doch die Steile Spitze (so das Lehrbuch) und die Zinnoberspalte Elisabellas sollten nicht mehr zusammen kommen. Es endet als einsames Spiel. Seine Hände würgen, ruinieren das Ich und dirigieren ihn zum Hinteren Mittelpunkt. Er will sich selbst ficken, Entschuldigung.
Der Titel wäre: Die duftende Maus bleibt unerreichbar.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Hinreißend

Meine Bankberaterin bastelt gern
"Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters" von Tilman Rammstedt ist ein Roman, den man gerne selbst geschrieben hätte. Tolle Idee, tolle Ausführung, großes Kino!
Das Buch besteht aus Mail an Bruce Willis und Miniaturen über den ehemaligen Bankberater, die gleichermaßen skurril wie poetisch sind.
Der Autor bittet Bruce Willis, eine Rolle im Buch zu übernehmen. Der meldet sich nicht zurück, aber die Geschichte nimmt ihren Lauf. Der ehemalige Bankberater gerät ins Schlamassel und wenn Bruce Willis nicht einschreitet, schaut es schlecht aus.
Schlecht geht's auch dem Autor. Der hat an allen Fronten zu kämpfen, muss schauen, dass auch eine Katze eine Rolle im Roman spielt, um die Katzen am Cover zu rechtfertigen und die Melancholie seines ehemaligen Bankberaters setzt ihm auch zu.

Bei einem denkbaren Banküberfall würde der natürlich verletzt und landete im Gefängniskrankenhaus, Rammstedt und Will aber gelänge die Flucht. Allein die Lustlosigkeit des verletzen Action Helden strapaziert die Phantasie des Autors. Der tote Hund ist mit von der Partie (aber der ist leider keine Katze) und der finale Gefängniseinbruch samt Tunnelgrabung hat natürlich so nie stattgefunden, ist aber herrlich irre und ein metafiktiver Höhenflug.
Dass das alles klappt - auch über knapp 200 Seiten - und zudem sowohl zart humorvoll als auch literarisch verschmitzt-gewitzt ist, macht die große Kunst dieses hinreißenden Romans aus. Formal experimentell und exzeptionell gelungen.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Weichselbäder im Wodkadunst


Gut, der Kulturpalast stand da auch schon bei meinem letzten Besuch. Stalinstachel wird das Ding noch immer gerne verächtlich genannt. Ist halt ein Vermächtnis Stalins und nicht recht gemocht.
Beeindruckend schaut der Koloss noch immer aus. Obwohl er mittlerweile von vielen Wolkenkratzern umgeben ist, die allerdings alle etwas billig ausschauen. Da dürfte dann doch oft noch in der Oberflächengestaltung gespart worden sein.

Der Liebeskind-Bau wurde sogar - krisenbedingt - eine Zeit lang eingestellt.
UWAGA bleibt mein polnisches Lieblingswort, vor allem deshalb, weil ich es aussprechen kann. Tak geht auch und wenn man das Tschechische überzeugt anwendet, klappt das schon auch.
Endlich gelüftet hab ich das Geheimnis, warum der polnische Speisewagen WARS heißt. Laut Legende stammt der Name Warschau nämlich vom Fischer Wars und seiner Frau Sawa, denen eine Nixe ans Herz gelegt hatte, an der Weichsel eine Stadt zu errichten.
Diese Nixe ist ziemlich präsent in der Stadt. Gegen Nixen gibt's ja echt auch nichts zu sagen. Nichts zu sagen gibt es auch über die Unterbringung, die mir das Österreichische Kultur Forum angedeihen ließ. Polonia Palace Hotel. Mein Reiseführer führt das Hotel in der Kategorie Luxusklasse und behauptet:

"Eines dieser Hotels, in denen man einen Salon mieten kann, die Harfe für die Hintergrundmusik steht bereit (...) ein Frühstücksbuffet für Könige."
Wenn Könige Wodka zum Frühstück trinken, stimmt das sogar. Das heißt, es gab wirklich alles zum Frühstück und ich fühlte mich fast etwas ausgeschlossen, weil ich zum Frühstück nichts Alkoholisches trank. Das mit der Harfe möchte ich auch leicht revidieren. Das an dieser Stelle schön öfters thematisierte Hintergrundmusikproblem ist nämlich vor allem eines von Hotels der gehobeneren Klasse.
Von Harfe keine Spur aber das Saxophon und seine Hitnivellierung allgegenwärtig. Ich sag nur: nicht meins aber in der Früh war ich eh noch benebelt und sonst ja nicht viel im Hotel. Ich hatte ja zu tun - quasi Dienstreise.
Wir Reisepoeten sind ja immer im Dienst.
9. Spoken Word Festival in Warszawa
.

Freitag, 4. Oktober 2013

Körperherbstbefindlichkeiten

Die Augen tun so,als hätten sie nicht genug Schlaf gekriegt, brennen ist zu viel gesagt, vielleicht sind  bloß die Augäpfel etwas aufgeschwollen und wollen raus aus ihrer Höhle, weil's dort zu feucht, kühl und dunkel ist.
Der Hals stellt Schalforderungen und appelliert gegen Ausschnitte. Die Zehen machen einen auf tiefgekühlte Spinatzwutschgerl und vom Schuhrand bis zum Hosenstulp ringeln sich zwar Socken aber die Knöchel scheinen das nicht zu spüren, die wollen offenbar mehr: Wolle oder gleich Leder.
Sogar die Kniescheiben spielen sich cool-beleidigt in den Vordergrund. Dafür glühen die Backen übetrieben. Ob das mit den Augäpfeln zu tun hat? Jedenfalls ist der Kreislauf gestört.
Der Rumpf hat die Schotten dicht gemacht und ist bereit, Füße und beine zu opfern. Ob das kein Fehler ist? Auf welcher Seite ist die Blase? Die könnte Probleme bereiten. Tee hat jetzt ja Hochsaison. Ach, wenn bloß alle so genügsam wären wie die Schienbeine. Die haben zwar auch kalt aber mucken nicht. Die sind schon froh, wenn sie nicht getreten werden.
Den Fingern muss an dieser Stelle mal ein Lob ausgeschrieben werden. Die sind ja Tag und Nacht allem ausgesetzt und schrunden nicht mal. Im Bauch- und brustbereich schnurrt alles zuverlässig. Der Magen hat nichts gegen Schlechtwetterzuschläge, knurt aber nicht.
Den Haaren in Nase und Ohren behagt das Klima sogar, die spriesen regelrecht und sichtlich. Zwischen den Augen ein Schuppenfeld aber die Nasenflügel gut gefettet. Barthaareinzelgäger an verwegenen Stellen und Lippen in spröder Abwehrhaltung.
Oktober: eine Ganzkörpererfahrung.

Donnerstag, 29. August 2013

Venedig klotzt

Ein Hoch auf die Seppia-Nudeln und auf die Food-Art!
Sandra Bullock und George Clooney schweben auf der Leinwand und eröffnen die Filmfestspiele aber ich bin auch in Venedig!
Vor den Giardini parken die Luxusliner.
Die Gondolieri rühren ihr Ruder. Taxis pfitschen vorbei.
Dazwischen tuckern Lastenboote (da ein Sarg, dort ein paar Bierfässer). Fähren flößen Respekt ein. Flugzeuge streifen im Steilaufflug diverse Campanili.
Die Wolken spielen verrückt.
Die untergehende Sonne gibt eine Lichtshow.
Irgendwo regnet's und Blitze durchzucken die Szenerie.
Die Haltestellenplattform schwappt, im Schiffsbauch gurgelt's bedenklich und das Meer braust nicht auf, es gischtet ein wenig und gibt sich klarer als erwartet.
Der Lido ist nah, Möwen mögen Semmel und bei all den tollen, frei zugänglichen Biennale Pavillions sind mir die Filme samt Stars herzlich egal.

Montag, 19. August 2013

Salzige Drüse

Er saß sie an.
Sie hockte zurück.
Seine Augen flunkerten.
Ihr Blick fickte.
Er brutzelte und ließ die Zunge um die Lippen scheißen.
Sie bog die Augenbrauen hoch, würzte die Lippen und rümpfte die Nase, denn rümpfen st schon eigenartig genug. Da ist Verfremdung gar nicht notwendig.
Was nun? klagten sie einander.
Nun. Anmachen wäre eine Möglichkeit.
Sich von der Atmosphäre bepieseln lassen und einfach drauflos flöten.
Sich nix reisen, es zu fassen, ohne Skrupel zu baden auf einander einsehen.
Er saß sie also an.
Sie hockte erneut zurück und dann, ja dann verrann eine Romanze.

Freitag, 26. Juli 2013

Österreich Rallye

Wir stehen auf der Spitze des Waubergs in Drobollach am Faaker-See, schauen auf die TANN-Wurstfabrik und die Gail und haben trotz bescheidener 694 Höhenmeter Gipfelgefühle.

Wir sind eingezwängt in penisbetonende Klettergurte, blau behelmt, mit Seilrolle und Karabiner gesichert, lernen Muskeln kennen, die wir nicht haben, genießen den Blick über den See und schweben über den Wipfeln. Wir machen uns auch fast an, aber nur fast. Wir überwinden gleich einen ganzen Katalog von Urängsten, lassen uns fallen und wollen "HochHinAuf" im Waldseilpark auf der Taborhöhe (dabei gefällt mir persönlich doch am besten, dass auch das "Hin" groß geschrieben ist, vermutlich um den Thrillfakor zu erhöhen und auf die im Hintergrund bzw. am Waldboden lauernde Gefahr hinzuweisen).

Wir stehen auf der Bühne der Poolbar in Feldkirch und slammen uns die Stimmbänder aus der Kehle. Wir lassen die In-circle-dancer-Sonnenbrille im Tanzkreis wandern und verrenken uns zu DJ Künsten von Cocerto Cristall und Mieze Medusa.

Wir posen auf der Staße und vor dem Turm (in Feldkirch).
Wir erklimmen trotz Geburtstag und vorabendlicher Grillparty (vielen DANK!) die Nassereither Alm, belohnen uns mit Kaiserschmarren, Tiroler Knödel und Waldluft die vom Verkehrslärm beeinträchtigt wird. Wir holen uns keinen Muskelkater, sind aber eh noch bedient.

Wir verbringen einen Sommerhitzetag im Zug. Aber nicht nur. Von Graz nach Nassereith machen wir Station in: Stainach-Irdning (umsteigen auf den Schienenersatzverkehrsbus bis Bischofshofen), Salzburg, Innsbruck und Imst-Pitztal.

Wir spoken word performen für das Megaphon im Auschlössel in Graz. Wir trinken uns der Mitternacht zu. Wir lassen Prosecco-Korken knallen, wir schneien in eine Jam-Session und tragen bei, was wir können (freestylen, dancen, trinken und gscheit reden). Wir essen Pommes und Currywurst am Hauptplatz.
Wir verbringen Feiertage. Es geht uns gut und der Urlaub steht noch bevor.
JUHUI!

Freitag, 12. Juli 2013

Die Instandhaltung der Füße

Fliegen umschwärmten uns, als ob wir Scheiße wären. Im Gegensatz zu diesen fühlten wir uns nicht ganz so wohl. Kohlgase trieben in uns ihr Unwesen wäre falsch gesagt, die taten schlicht wofür sie berüchtigt sind.
Wir waren also innerlich aufgewühlt und nach außen hin vermutlich nicht ganz so cool wie gewünscht.
Vielleicht stanken wir sogar ein wenig. Es war ja auch Sommer und heiß. Wir waren ja auch den ganzen Tag unterwegs und hatten 1300 Höhenmeter in unseren Beinen und die Füße hatten seit 10 Stunden kein Tageslicht erblickt, waren drauf und dran sich mit den Socken zu einer dampfenden Masse zu verschmelzen, die olfaktorisch vorerst noch relativ erfolgreich von den Schuhen in Zaum gehalten werden konnte, vorerst. Dank an der guten Schuhe Werk und Undank an des Schweißteufels Beitrag.
Der Schafsberg war von uns über den Himmelspfortensteig erklommen. Hinterher im Mondsee flugs ein Bad genommen, dann soff der Reim ab. Es zischte kurz, dann bibberten wir und suchten das Weite respektive eine Gastwirtschaft mit Forellen und Bier aus der Region.
Schilling
hieß das Bier und war süß. Die Forelle nannte ich Ferdl. Ferdl ragte über den Tellerrand hinaus und auch Schilling schäumte über. So lässt's sich leben.  
Urlaub in Österreich - unerschöpfliche Freuden für Magen, Fuß und Herz!

Montag, 24. Juni 2013

20 Ausreden bzw. nicht angenommene Entschuldigungsgründe am kommenden Sonntag bei der DUM-Präsentation im Anno nicht dabei zu sein

20. Barack Obama hat angerufen und gefragt, ob ich Kontakt zu einem gewissen Tschif hätte, da er dringend einen neuen Redenschreiber brauche.
19. In der Warteschlange vor dem Buffet im Ottakringer Freibad verhakte sich meine linke Ringzehe in einem brennend heißen Gulligitter, worauf sofort die Verschmelzung begann und ich mittlerweile bis zum Knie im Gulli stecke.
18. Die vor und hinter mir Wartenden fanden Gefallen an meiner Situation, schmierten mich mit Cornetto Softeis ein und steckten mir die Tüten in die sich anbietenden Körperöffnungen.
17. Ich habe vergessen, wo sich das Anno befindet, mein Handyakku war leer und das Internet in meiner Wohnung gerade auf Zigarettenpause.
16. Ein Fotoreporter der gratis und umsonst verbreiteten Quatsch-Klatschzeitung „Heute“ fragte, ob er mich wie ich da so im Gulli steckte und von Tüten besteckt wurde als Badespaß-Foto-des-Tages ablichten und veröffentlichen dürfe. Ich bekäme dafür ein Gratis-Jahres-Abo von „Heute“ frei Haus. 15. Ich muss einen eingeschriebenen Eilbrief verfassen, um der bevorstehenden täglichen „Heute“ Heimsuchung Einhalt zu gebieten.
14. Ich lese gerade das sehr aufschlussreiche Buch die Pinguin-Strategie, trage dabei – aus Empathhiegründen – einen Frack und traue mich damit nicht ins Anno, da dies sicher als Verkleidung und somit als Disqualifizierungs- oder Verprügelungsgrund geahndet würde (Präzedenzfälle bereits aktenkundig)!
13. Die Leihgebühr des Fracks ist so hoch, dass ich mir die fünf Bier, die ich pro Anno Besuch mindestens brauche, nicht leisten kann.
12. Frank Stronach will eine Literaturzeitschriftenmacher-Gewerkschaft gründen, klopft gerade mit einem Geldkoffer an meiner Tür und will mich nach meinen Einstellungen und meinen Werten abklopfen.
11. Da die ÖVP gegen eine Entschärfung des Mafia-Paragraphen 278a stimmte, bin ich als DUM-Redaktionsmitglied Hauptverdächtiger der potenziellen Terrorzelle mit dem Decknamen „ALSO“ und daher bis auf weiteres in U-Haft.
10. Das mit dem Eis, den Tüten, dem Gulli und so stimmt gar nicht. Aber ich habe mir die Zehe verstaucht und da ich nie ohne Zehe außer Haus gehe, bin ich daheim.
9. Ich habe gelesen, dass neuerdings die Wölfe, Säbelzahntiger und Wildschweine des Wienerwaldes nachts auf Beutezug in der Lerchenfelderstraße gehen und es ganz besonders auf schlacksige Brillenträger mit Sturmfrisur abgesehen haben.
8. Der Sonnenbrand, den ich mir in den letzten Tagen geholt habe, hat mich endgültig verbrannt und ich bin nur mehr Asche über meinem Haupt.
7. Die Alpine ist pleite und das macht mich so, soo, sooo traurig, war doch DSV-Alpine seinerzeit immer mein Lieblings-Fußball-Club.
6. Apropos traurig. Ich schreib grad nur traurige Texte und finde, dass vor allem in der Türkei und in Brasilien gaseinsatzbedingt momentan viel zu viele Tränen fließen.
5. Ich muss mich auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten. Denn die MA Freibäder möchte mich als Hofnarren einstellen (und ich dachte schon das gäb's nur in der Blumau).
4. Ich habe Angst vor Wolfgang Kühn, der ist immer so freundlich.
3. Ich liege zu Hause und sinniere in meinem Schwitzwasserbett über den Satz: Ausreden sind Umwege auf der Flucht vor dem Ziel.
2. Ich habe Angst vor dem Anno. Das kostet mich immer Nerven, Euro und Gehrinzellen.
1. Ich habe ein Burn OUT!

Donnerstag, 6. Juni 2013

Mit Hradce Králové werd ich nicht warm

Wenn jemand die Liebe schon im Namen trägt, ist das zwar schön, heißt aber noch gar nichts. Hradce Kralove ist laut Eigenaussage der Einheimischen die tschechische Stadt mit der höchsten Lebensqualität.
Die Einwohner seien hier am glücklichsten. Ist ja in der Tat auch ein schmuckes Städtchen. Viele 1920er Jahre Bauten, ein großer Hauptplatz, ein Fluss (der nicht über die Ufer tritt), einige martialische Zweckbauten und eine halbe Stunde von Prag entfernt.
Über 100.000 Menschen leben hier, das ist genug, um auch hier für die deutsche Sprache Werbung zu machen.
Ich versuche, so wie sie, mich in Gelassenheit zu üben
und freue mich auf 5 Stunden Zugfahrt
Das weiß das Goethe-Institut und so macht "Šprechtíme" auch hier Station. Letztes Jahr war ich da ja in Ostrava und Budweis, ich wusste also, was mich erwarten wird.
Aber dass die Masse (denn viele waren es eh) derart träge reagiert, bzw. nicht reagiert, damit war nicht zu rechnen. Sie sind wohl einfach zu glücklich hier!
Soll sein. Ich hatte auch einen glüchseligen Bierabend gestern und um 11 Uhr geht es eh wieder retour.

Montag, 27. Mai 2013

Sprechende Tische und Beine

Die Dreiländertour ist um, die Dokumentation hinkt hinterher. Aber man kann ja nicht immer im Netzt rum hängen, wenn es vor Ort so viel zu sehen, fotografieren und notieren gibt.
Nach Rijeka folgte Lubljana, da waren wir länger, ließen das Pfingstwunder auf uns wirken und workshoppten feitertagsunbeeindruckt zum Thema Exilliteratur. Juhui das war toll, fast hätten wir darob den Maifrost vergessen. Aber wir hatten uns ja vorsorglich einen Winterspeck angefuttert und so kann an dieser Stelle bald ein Cevapi-Gedicht stehen.
Als letzte Station war dann St. Johann im Pongau auf dem Programm. Ping Pong Poetry im Pongau.
Drei Tage dichtes Programm, zwei war ich mit voller Dichtung dabei, am Samstag zugte ich mit jeder Menge Dreckwäsche aber vielen frischen Erinnerungen wieder Richtung Wien und das Foto hat der Robert Pendl gemacht.
Vielen Dank!

Donnerstag, 16. Mai 2013

Cevapi sei Dank

Der vierte Tourtag und jetzt erst Zeit zum Schreiben. Der Grund ist aber ein guter. Es war zu schön.
Nur jetzt - in Rijeka, im Hotelzimmer mit Blick auf Meer und einem fetten Containerschiff in der nahen Ferne - regnet es grad mal und es ist fein im Zimmer und im Internet.
Deshalb im Schnelldurchlauf durch die letzten vier Tage.
TAG 1: Maribor. 2012 war Maribor ja Kulturhauptstadt. Bunte Aufkleber und Blumentröge erinnern noch daran. Ich bin nicht zum ersten Mal hier. Die guten Kaffeetrinkplätze hab ich schon vor Jahen ausgeforscht. Die Sonne ist da, macht sich aber nicht zu wichtig. Das Slam-Duell ist in der Uni-Bibliothek und die Mitten im Zentrum. Tolles Publikum, ausgezeichnetes Sprachniveau und ein Kamerateam des nationalen Fernsehens, das die Veranstaltung aufzeichnete, Mieze Medusa und mich interviewte und dann gut 15 Minuten lang unsere Bücher abfilmte. Bin gespannt, wie das dann im Beitrag rüber kommt. Nach der Show noch nach Zagreb auf ein Absackerbier in der Sahara Bar unweit unserer Pension Domino und dann aber wirklich gute Nacht.
Mieze Medusa mit Tourmanager Johann
TAG 2: Zagreb.
Mit einem Eieromelettte in den Tag, mit Lust in die Stadt. Zuerst in die Ober- dann in die Unterstadt. Sonne auf unseren Dächern und Freude in allen Gesichtern. Ein Apfel kostet einen Kuna und Kaffee kosten wir nicht nur, sondern nippeln wir mit Genuss. Der Slam ist im Kino Europa. Da wird gerade das Subversiv Festival gegeben. Das passt uns gut. Oliver Stone ist da. Slavo Zicek war schon da und eine Grazer Schülerinnengruppe macht die Veranstaltung fast zu einem Heimslam. Volle Hütte und irgendwann nicht nur alle betrunken, sondern auch alle zufrieden.

TAG 3: Zadar.
Gute Idee, die Uni direkt ans Meer zu bauen. Toller Blick. Aber wie man da studieren soll? Gut. Im Winter vielleicht. Da pfeift der Wind und es ist grau. Aber dann, den ganzen lieben Rest des Jahres...
Da muss man doch die schmalen Gässchen lang bummeln und sich Fisch oder Bier reinpfeifen. Das verlangt diese Stadt doch von einem?
Wir taten unser bestes. Viele Tiere, die einst zu Land und im Wasser vegetierten, durchwandern nun unsere Darmgänge. Ich sag nur: ein Gedicht!

TAG 4. Zadar - Rijeka.
Die Küstenstraße: spektakulär!
Der Verkehr: nicht vorhanden.
Die Aussicht: Nebelschau.
Die Aussichten: Wird schon werden. Wurde kurz, aber nur sehr kurz, und schüttete dann wieder.
Das Hotel: Eine Wucht mit Meeresrauschen.
Der Hunger: auch schon angekommen.
Das Internet: jetzt verlassen.

Freitag, 19. April 2013

Sonne und andere Versüßungen

Wer hätte das gedacht? Die Geburtsstätte der gesunden Watsche liegt in Norwegen. HAUGESUND weiß dies mit Bestimmtheit zu vermarkten. Stavanger hingegen ist die Hauptstadt des Öls und Bergen heißt so, weil sieben Berge die Stadt umgeben. Ja, sieben Berge und auf einen hirschte ich heut rauf. Der Floyen ist immerhin 320 Meter hoch und man kann eine Standseilbahn oder seine Beine in die Hand nehmen, um ihn zu erklimmen. Ich bin Resttiroler, ergo geländegängig und ausgelüftet gehörte ich auch, also machte ich mich auf den Weg und ehe ich oben war, wäre mir fast das reiche Frühstück hoch gekommen. Aber ich hielt tapfer durch und es unten und durfte dann den Überblick vom Oberdeck genießen. Die Sonne ließ sich auch blicken, da wird dann im Nu aus müdem Grau sattes Blau und alles ist gut. Regen mag zwar verbindend sein aber Sonne kann dann doch mehr. Danke Himmel!
Da flutete das gestern zugeführte Hansa-Bier die Poren und verließ mich wieder. Daraufhin besuchte ich die Hansehäuser in der Brygge. Holz, bunt, bekannt. Das sind die, die man von Bildern kennt.
Ich knipste auch. Dann kurz wieder Regen, damit man sich ja nicht zu gut fühlt und dann marschierte ich zum Galgenbakken, nicht jedoch ohne vorher ein Vermögen für Souvenirs und einen Norwegerpulli ausgegeben zu haben. I've got some money to burn and I burn it here! Das ist eine Möglichkeit, um sich hier wohler zu fühlen. Es gibt auch andere. Beispielsweise wollte ich mich gester belustigt über die beim Workshop kredenzten Erdbeeren äußern, da kam mir eine Einheimische zuvor und meinte: Wir müssen uns das Leben hier versüßen. Sei so!

Donnerstag, 18. April 2013

Stimmungsaufheller am Frühstücksteller

Zufluchtsraum mit Duschgelegenheit
Die Vorhänge zuzuziehen, hat sich als gut erwiesen. Hätte ich das nicht gemacht, ich hätte sofort gesehen, dass es keinen Grund zum Aufstehen gibt. Regen volle Kanne. Sicht null. Stimmung schon früh morgens im Keller. Aber, da muss es einen Stimmungsaufheller geben, denke ich mir und begebe mich schnurstracks in den Frühstücksraum und siehe da, jetzt ist mir klar, wie es der Norweger schafft, selbst den verregnetesten Tagen kühn ins Auge zu blicken. Köstlichkeiten in allen Farben, von Fisch über Fleisch und Käse und Kuchen über Bohnen und Omeletten und frischen Säften und Filterkaffee, ja, Filterkaffee. Aber ansonsten alles paradiesisch.
Wasser von oben, Wasser am Boden, Container und Kräne dazwischen
Hätte ich was zu sagen, ich würde einen Frühstücksbuffetkaffee-Ombudsmann einrichten. 1981 führte Norwegen einen Ombudsmann für Kinder ein, einen staatlichen Kinderbeauftragten, der alle vier Jahre vom König ernannt wird und weitreichende Befugnisse hat, bereits 1978 eine Ombudsfrau für Gleichstellung der Geschlechter. Da fehlt nur noch der Frühstücksbuffetkaffee-Ombudsmann. Norwegen erhöre mich – ich komme wieder und bin guter Hoffnung.
Einstweilen tröste ich mich mit Kiwiingwerjuice und groove in den Tag. Ich werde heute sicher noch schwungvoll tanzen. Mach ich das alleine, dann führe ich den wilden Einmanntanz „Halling“ auf, tanze ich zu zweit, dann mache ich den „Springar“, bin ich bzw. sind wir dann müde, dann sollte es noch für den „Gangar“ reichen. Traditionelle Volkstänze – ja, was für Touris, ich bin einer.
Johanneskirche, guter Orientierungspunkt

Mittwoch, 17. April 2013

Trollland

100 NOK = 13 €
Mit „Hei“ und „Takk“ kommt man schon recht weit. „Takk for maten“ würd ich gern zu wem sagen, aber zum Essen werde ich wohl erst morgen eingeladen. Da sag ich dann „tüssen takk“. Einstweilen übe ich mich darin, nicht umzurechnen. BERGEN hier regnet es viermal so viel wie in Berlin, steht im Reiseführer. Weiß nicht, wie nass Berlin ist aber jetzt grad regnet es in Bergen und es macht auch ordentlich Wind, dafür ist es noch bis 21 Uhr hell. November und Dezember sind nicht so gemütlich da, hell wird es da nie und dass es weniger regnen würde in diesen Trauermonaten, wäre auch gelogen. Ich bin hierher geflogen. Mit KLM über Amsterdam. Davon hatte ich nicht viel, das waren zwei Kurzflüge, die einem nur Süßes oder Salziges und einen Blümchenkaffee einbringen.
Versteifte ich mich also auf die Reiseführerlektüre und jetzt weiß ich, wie man in Norwegen Stahlroste nennt, die quer über der Fahrbahn liegen und das freie Umherwandern von Weidvieh unterbinden sollen, nämlich „Ferist“. Eine Baustelle hingegen klingt weit poetischer: Vegarbeidsomrade
Ich spreche mehrmals laut „Vegarbeidsomrade“ vor mich hin, die Stewadress lächelt sich zu mir und ist um mein Wohl besorgt, sie versteht mich nicht, sie kommt ja aus Holland und ich will ins Trollland. Dort gibt es nämlich 24 Prozent Mehrwertsteuer, Husfliden-Läden und gute Bezahlung für alle Berufsgruppen. 

Nationaltheater
Et glass vann?“ fragte sie routiniert. Ja, ich kühlte mein Mütchen mit Wasser, „Kake“, also Kuchen, wird es vielleicht später geben. Was es an Sonntagen anscheinend in Norwegen nicht geben sollte, ist Schnaps. Schnapsverbot an Sonntagen. Das Freitagfeierabendbier allerdings ist Pflicht, das hat auch einen eigenen Namen, den hab ich mir aber nicht gemerkt, irgendwas mit fredagpils und das norwegische Nationalgetränk Aquavit habe ich noch nie getrunken, ist allerdings bei uns auch billiger als hier. 
BERGEN ist die zweitgrößte Stadt und reich. Bergen profitiert vom Ölreichturm des Westlands, Bergen ist eine Bankenstadt, Bergen war Hansestadt und in Bergen legen natürlich auch jede Menge Kreuzschiffe an, ab Mai dann. Jetzt ist eher noch Tristesse royale. Weil Norwegen nach wie vor eine parlamentarische Monarchie und der Thronfolger anscheinend eh ein klasse Bursch ist. 5 Millionen Norweger und davon studieren insgesamt circa 150 Deutsch, nicht hier in Bergen, sondern im ganzen Land. Es gibt an sich keinen Grund für einen Norweger, Deutsch zu lernen, Norweger brauchen nichts von den Deutschen. Norwegen hat Landschaft und seit den 1960er Jahren Öl. Viel Öl. Norwegen ist der weltweit siebtgrößte Förderer und drittgrößte Exporteur von Erdöl. 
Reiseleiter Norbert und Klippfiske
Öl“ heißt auch Bier aber das nur nebenbei. Jens Stoltenberg heißt der Ministerpräsident seit 2005 aber demnächst sind Wahlen, ob die Ap (Arbeiterpartei) dann immer noch die Nase vorn haben wird, steht in den Sternen. Manche haben nämlich die Nase voll von diesem komischen Sozialismus. Das Geld aus den Öleinnahmen wird für die Zukunft angelegt und die öffentliche Hand ist knapp bei Kasse. Ich hingegen übe mich im Nichtumrechnen und frage mich, was wohl ein „Fiskeboller“ ist, „Hundefotterfisk“ jedenfalls ist teurer. Morgen mehr.

Dienstag, 16. April 2013

Schwere Kost und Leichtsinn

Ohne Worte. Flughafen Wien.
Da kommst du also erstmals in der Stadt an, vor der du als 16-17-18jähriger viel gehört hast, denkst dir, 20 Jahre, das ist lange her, da muss sich doch einiges getan haben, landest vorfreudig, eine neue Stadt kennenzulernen und dann merkst du recht  bald, dass das kein ganz gewöhnlicher Städteurlaub gepaart mit Workshop und Slamauftritt wird. Sarajevo verlangt dir mehr ab. Sarajevo beschäftigt dich. Sarajevo katapultiert dich zurück in die 1990er Jahre, lässt dich an den Teenager denken, der du damals warst, ruft dir in Erinnerung, dass in deinem Elternhaus ja auch eine bosnische Familie wohnte, dass die geflüchtet sind, war dir schon klar, viel mehr aber auch nicht.
Sarajevo betrübt dich. Sarajevo hat diese Kraft, vermutlich noch länger. Du kommst am Flughafen an, bekommst mit, wie zentral dessen Funktion in der Zeit der Belagerung war, wirst in das Zentrum gefahren und sofort wird dir klar, wie spürbar die Folgen des Krieges hier noch sind. Dass Häuserfassaden Einschusslöcher aufweisen, die noch immer nicht geflickt sind, findest du anfangs erstaunlich, mit der Zeit dann immer trauriger. Du wills davon jedenfalls keine Fotos machen. Du versuchst dir in Erinnerung zu rufen, wie das damals war. Du hast gewisse Bilder vor Augen, du hast gewisse Aussagen im Kopf, von einer gewissen Eigenschuld ist da immer die Rede.
Ja, das Museum ist geschlossen. Nein, fragt nicht warum.
Du fühlst dich unwohl in deiner Haut. Du dachtest, du wärst ein kritisch reflektierter Jugendlicher gewesen. Dir wird bewusst, dass du eigentlich nie mit einem Betroffen geredet hast, obwohl du welche in deiner Umgebung gehabt hättest. Gut, sagst du dir, die wollten ja auch nicht darüber reden. Ja, das mag stimmen, es wird wohl noch lange dauern, bis dieser Krieg halbwegs verdaut ist.
Deine Verdauung hat es hier auch schwer. Du bestellst Cevapi wie es sich gehört, du langst auch bei den rohen Zwiebeln zu, das solltest du bereuen. Du trinkst besser vorausbeugend mehr
Sarajevsko. Du schläfst dann ja auch besser. Du hast ja auch Zeit dich auszuschlafen. Du schaffst die paar wirklichen Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten ja auch am Nachmittag, du musst feststellen, dass das Wetter in Sarajevo am Vormittag immer besser ist. Du hast an sich ja nichts gegen Regen, du willst aber auch keine nassen Füße haben, du darfst dich ja nicht verkühlen, du musst ja fit sein, für die Workshops und die Moderation. Du schonst dich also. Nein, du isst viel und gut und du trinkst mehr und besser vor allem Espressi zum verlieben. Du könntest dich auch in beinah alle Studierenden verlieben. Du findest nicht nur, dass sie perfektes Deutsch sprechen, du findest sie auch sympathisch. Du magst, dass sie schreiben und vortragen wollen, dass sie etwas zu sagen haben, dass sie die Bühne für sich reklamieren. Das versöhnt dich mit vielem. Du freust dich über deine Reisebegleitung (Doris) und du freust dich über den Organisator der ganzen Sache (Florian). Du bedankst dich an dieser Stelle mit einem großen HVALA. Du schreibst vielleicht später noch was. Du sagst vorerst ZDRAVO und auf Wiedersehen.
Florian und Doris

Donnerstag, 4. April 2013

Troppautsch und Hupfingatsch

20 Jahre Österreichbibliothek Opava und ich als Textbeitrag zum Festakt der Verlängerung dieser Kooperation. Schön. DankÖ. Poetry Show in der Uni-Aula. Uni gibt es erst seit 1991 hier, wichtig war die Stadt aber schon immer. Quasi Schlesische Hauptstadt Österreichs. Recht viele Spuren aus dem Zeitalter Maria Theresias und auch die Uni selbst (zwar über die ganze, kleine - 60.000 Einwohner - Stadt versträut) in einem Barock-Palais. Auch schön. Wetter: nicht schön. Aber hier soll nicht darüber lamentiert werden. Ein Foto muss genügen. Am Foto auch ersichtlich, dass es in Opava einige Bausünden der Nachkriegszeit gibt, was damit zu tun hat, dass recht viel Industrie hier angesiedelt ist und war und die beschert der Region nicht grad gute Luft, bzw. bescherte ihr im Krieg viele Angriffe aus der
Tina, Rostia und Rathaus
Luft und außer dem Rathaus (schön) war so ziemlich alles in Schutt und Asche.
Interessant, dass es ein eigenes Tourismusprospekt mit dem Titel "Fortifikation und militärische Denkmäler in Troppauer Region bzw. spielen Sie einen Verteidiger" gibt. Da erfährt man dann so Dinge wie die Schussweite einer Haubitze 38+ (11950 m) und die Kadenz pro Minute. Für mich war Kadenz ja bisher immer noch positiv belegt. Aber die Kadenz 600 einer Maschinenpistole schüchtert schon ein. Nicht schön, nur ganz schön skurril, derartiges Infomaterial. Ach ja, Opava hat eine tolle Entstehunglegende, in der Pfaue die Hauptrolle spielen. Das ist doch mal was!
Heute Ostrava. Da war ich letztes Jahr schon mal. In 39 Minuten geht's los. Also nichts wie auf.