Donnerstag, 3. Januar 2013

Trashclockworker


Diese Tage rund um Neujahr sind ja auch so die Tage, um Altlasten abzuarbeiten. Zum Beispiel grab ich mich grad durch die Berge auf meinem Schreibtisch und finde das eine oder ander Buch. Zum Beispiel: Uhrmacher von Andy Strauß. Schön ist, dass man momentan ja kaum was zu tun hat, man also sich gleich in Gefundenes vertiefe und loslesen kann. Alle, die irgendetwas mit Poetry Slam zu tun haben, werden Andy Strauß kennen, den anderen versuche ich erst gar nicht, ihn zu beschreiben. Andy Strauß ist ein Phänomen, das muss genügen und er stlammt nicht nur, sondern macht jede Menge Bücher. Zuletzt eben den Roman "Uhrmacher" (Unsichtbar Verlag).
Hat er gut gemacht diese Genre-Trash-Persiflage. Ein Erzähler, der nicht nur kommentiert, sondern auch eine Rolle spielt. Ein Held, der anders tickt. Eine abartig Dicke, die für allerhand Schweinkram herhalten muss. Ein durchgeknallter, reicher Esel, ein paar Running Gags, ein paar ins Leere laufende Handlungsstranblindgänger, ein paar fabelhaft phantasierte Geschichten rund um populärwissenschaftliche Skurrilitäten. Ein bissi Horror, Splatter, Schauermärchen. Ein bissi Sex, Suspense, Bespitzelei und immer den Pfad mit Kaninchenschlupfloch gewählt. Schier manische Beschreibungslust und pervertierte Detailversessenheit mit kalkulierten Brüchen. Unterhaltsam, abgedreht, selbstbewusst anders, mutig trashig.
Ein Genrebastard mit unvorhersehbaren Wendungen, Lust am Spiel mit Lesegewohnheiten sowie Leseerwartungen und guten Schlüssen.