Dienstag, 29. September 2015

Romresümee

Gerade eben die letzte Tazza d'Oro geschlürft und mich über die neuen Tassen und das Logo geärgert.
Die aus einem Tuch Kaffeebohnen übers Land säende Frau schaut auf den Tassen mit nach unten geneigtem Henkel in ihrer Goldvereinfachung aus wie eine Frau, die mit ihrem überdimensionierten Gemächt die Landschaft beregnet. Überhaupt die Tassen: eine Stilverfehlung!

Aber der Kaffee nach wie vor großartig und für diesen Hotspot mit 90 Cent auch noch immer super billig. Kaffeeresümee: von 80 bis 1,30 an der Bar - mehr nicht.
Im Sitzen freilich kann man diverse Wunder erleben, aber das war schon immer so und wenn der Kaffeesüchtler weiß, wo er seine Droge einnehmen darf, macht er das und sitzt dann halt irgendwo anders.  
Caffé Perú in der Nähe der Piazza Farnese und Bar San Callisto grad ums Eck vom Trastevere Hauptplatz.
Die Plätze wo man für den Stehpreis auch sitzen darf, gibt es ja auch noch:
Kulinarische Highlights: Trippa romana da Francesco und das 5-Gänge-Menü zum Fixpreis bei der Trattoria Der Pallaro.
Pasta brauch ich jetzt mal eine Zeit lang keine mehr. Ansonsten scheine ich dieses Monat ohne gröbere Schäden überstanden zu haben.

Montag, 14. September 2015

Der Gladiolenflüsterer

Bin in Rom und schreib an einem Roman. Wenn's nicht stimmte, wär's mir zu kalauernd. Aber hinter jedem Kalauer lauert natürlich eine tiefere Wahrheit. Die Wahrheit augenblicklich ist, dass ich zwar in Rom bin und an einem Roman schreiben sollte, mir aber jede Gelegenheit reicht ist, abgelenkt zu werden. Und in Ablenkung ist Rom schon ganz gut. Möchte übrigens in meinem Roman nicht über Rom schreiben. Bin mir auch noch nicht sicher, ob es ein Roman im klassischen Sinn wird. Wobei da die Grenzen ja erfreulicherweise nicht so streng gezogen sind. Kommerziell erfolglose Romane können schon auch genreexperimentierfreudig sein. Und das alles in der Tradition von Arno Schmidt und Frank Schulz nur mit weniger Lesen, dafür mit Bildern. Nette Bilder, weniger Seiten, mehr Pointen. Ein Buchstabengebirge, das nicht bestiegen werden muss. Eines zum Rauffahren mit der geheizten Gondel. Leseabenteuer leicht gemacht und viel dabei gelacht, hätt ich mir gedacht. Und peinlich gereimt ist stets gut gemeint und das eigentlich das Gegenteil von gut, aber egal. Alles mit Garten, Küche und Krimi geht, sagt der Buchmarkt. Okay, ich mach was mit toten Blumen und Essen. Nicht alle Blumen müssen sterben, aber genug. Nicht alles Essen kann man lesen, aber genug. Ja, was ungemein Ungereimtes. Was schwer Verdauliches, trotzdem Blumiges, leidlich Spannendes mit Lokalkolorit und einer Identifikationsfigur. Arbeitstitel: Der Gladiolenflüsterer!

Dienstag, 8. September 2015

Rom rund um die Uhr

Teil 1: Nachtruhe


Um 22 Uhr singen deutsche Burschen „Lebe wohl Ade“. Bier trinken sie ab Mittag. Die Kleinkarierthemdträger der Capitolina zu Rom (CV) sind direkte Nachbarn und haben einen Balkon mit Blick auf die Via Tor Millina.
Gegen 23 Uhr hat man gegessen und kann jetzt endlich gestärkt mehr und lauter reden. Deshalb wird auch die Musik lauter, werden die vier unterschiedlichen Musiken der Lokale in unmittelbarer Umgebung lauter.
Ein vermeintlicher Startenor schmettert Arien. Hunderte Touristenhände spenden Beifall. Ziehorgeltrottel und Geigenärsche spielen in Endlosschleife die immergleichen verstümmelten Melodien von drei bis fünf Ohrwürmern.
Das steigert natürlich den Getränkekonsum. Nun singen auch andere. Die folgenden Stunden sind geprägt von typisch italienischer Innenstadtlebhaftigkeit garniert mit Gegröle aus aller Herren Länder.
Zwischen 0 und 3 Uhr haben leere, klapprige Sackkarren ihren Auftritt. Gegen 3 wird der Glascontainer – den ich am Tag noch nie gesehen habe – geräuscheffektvoll entleert. Zwischen 3 und 4 verschaffen sich Kehrmaschinen Gehör.
Von 4 bis 6 schläft Rom (die Mücken nicht).
Von 6 bis halb 7 stöhnt sich eine Nachbarin im Umkreis von 100 Metern dem Höhepunkt entgegen. Um halb 7 erwachen die Lieferanten-Dreiradtransporter und knattern durch die Gassen. Ab 7 werden Rollläden mit Rumms hochgezogen und rauschen Klospülungen im ganzen Haus. Oh, die Nachbarin stöhnt noch immer (eine andere?).
Gegen 8 werden erste Motorinos gestartet. Einzelne orientierungslose Rollkoffer irren durch die Straßen – willkommene, wandelnde Slalomstangen für die hochtourig fahrenden Mopedler. Und – Ratsch-Rumms – wieder ein Rollladen.
Guten Morgen Bauarbeiter! Was schremmen wir denn heute? Ach, bis 9 bloß mal auf den Gerüststangen rumhämmern? Wer sonst schon wach ist, teilt das auch mit.
Es ist 10: Mein Penis weckt mich auf, er klopft mir auf die Stirn.
Wieder eine römische Nacht überstanden!

Samstag, 5. September 2015

Herbstputz?

Beruhigend, dass Algorythmen mich noch nicht ganz durchschauen. Habe soeben einen FENSTERSAUGER angeboten bekommen. Für streifenfreie Fenster. Nicht nur, dass ich Fensterputzen als eine der gefährlichsten Haushaltstätigkeiten einstufe, es ist meine Meinung nach auch eine der sinnlosesten.
Das Nachbarhaus wird seit Monaten umgebaut, im Innenhof Erdgeschoss wird auch grad der Boden raus gerissen. Putzte ich heute die Fenster, es kostete mich nicht nur viel Zeit und Mühe, es ärgerte mich spätestens morgen.
Außerdem ist so ein Schleier auf den Fenstern eine Art natürliche Gardine. Hell genug ist unsere Wohnung, ein Sichtschutz kann also nicht schaden, wenn wir unsere Erwachsenenspiele spielen. Was ja jetzt, da die Temperaturen langsam wieder angenehmer werden, durchaus wieder möglich ist.
Einen Fenstersauger brauche ich also wirklich nicht. Es sei denn, er ließe sich auch für andere Zwecke verwenden. Aber da tut es der normale Staubsauger auch.
Ach ja, im Übrigen bin ich grad gar nicht zu Hause sondern in ROM.