Montag, 29. Februar 2016

Infinit Jest

David Foster Wallace - Unendlicher Spaß
Einerseits ist es natürlich die unglaubliche Textmenge, andererseits Respekt der einen vor diesem gewaltigen Buch erst einmal zurück schrecken lässt. Wann soll man das nur alles lesen? Ich bin jetzt in Venedig, links und rechts von mir Bücherwände und was zupf ich mir raus? Den Wallace-Megaschinken: Schmökermoloch, Lektürehimmmelundhölle, Buchstabenmoor... Ein monumentaler Monolith. Ja, wenn man sich überwunden und Zeit gefunden hat, erst mal rein zu kommen, wirklich ein unendlicher Spaß. Der „Bleiche König“ hat mich ja etwas enttäuscht und liegt halb gelesen in Bettnähe. Hier bleiben mir noch vier Tage, was wohl auch nicht ausreichen wird, mich durch dieses Groteskgebirge zu fräsen. Aber der Anfang ist geschafft, die erste 100 Seitenschneise geschlagen. Ein Versuch das bisher Eingesaugte verdichtend widerzugeben.

Zu allererst begegnen wir verstörenden Kapitelüberschriften wie „Jahr des Glad-Müllsacks“ u. ä. Im Wallace Kosmos, der gespeist ist von amerikanischer Populärkultur (aber nicht nur) bieten diese Bezeichnungen einen Haltegriff, um das Folgende einzuordnen. Also kein Jahr des „Hasen“ oder so, sondern ein „Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche“ u.s.f. 
 
Der Einstieg ist rasant und fährt gleich mit jeder Menge Figuren auf und einem besonderen Merkmal: Die Figurenrede wird immer nur zum Teil aufgeschnappt. Der vermutliche Hauptheld Hal ist einer Männerrunde ausgesetzt. Es geht um die Aufnahme in ein Tennis-Schul-Leistungszentrum. Und zapp: schon sind wir in einem Kifferhirn, das uns zu überzeugen versucht, nun aber definitiv aufzuhören. Und zapp: der saudische Minister für Unterhaltungselektronik will unterhalten werden und macht dies zu Hause, Unterhaltungspatronen konsumierend und eine Art Fresstablett unters Kinn montiert. Und zapp: Hal ist älter und soll von einem professionellen Konversationalisten zum Sprechen gebracht werden – das gelingt, und wie! Furiose Verstiegen- und Vertracktheit – ein Spaß! Und zapp: eine Düsterwelt aus vergangenen Tagen. Da wird gekloppt und genötigt und die Unterschicht winkt. Und zapp: Orin hat ein spezielles Verhältnis zu Schaben. Und zapp: alle haben ein spezielles Verhältnis zu Drogen. Tatsächlich stirbt auf den ersten 100 Seiten auch wer. Ungewollt, aber doch. Schuld ist die Beschaffungskriminalität eines Tablettensüchtigen. 
Ach ja, mit Tennis haben auch alle irgendwie zu tun. Fäden werden wohl noch lange ausgelegt werden, hab ja erst ein Fünfzehntel gelesen! Die Fußnoten im Übrigen erstrecken sich mitunter auch über mehrere Seiten. So ist z. B. Orins Filmographie nachzulesen – aus dieser stammt auch der Buchtitel.

Samstag, 27. Februar 2016

Gut gebrüllt Venedig

Der venezianische Löwe schwingt seine Prunkpranke und wummst mich um vor lauter Pracht. Hier bezieht man Prachtprügel. Fast nicht auszuhalten diese Stadt. Faszinierend.
Gut, jetzt regnet's ja grad und dann ist Venedig die Hölle mit Regenschirmen. Venedig im Regen, das Ende der Welt, da hatte Thomas Forstner insofern recht, als Venedig im Regen, im Vergleich zu sonst, 0 Punkte verdient, weil einem die mit Regenschirmen wehrhaft ausgestatteten Touristen alle Augen ausstechen, nicht weil sie wollen, nur weil sie können und faktisch müssen, zumal die Gassen ja so schmal.
Eheglück mit Grinsen, Stillleben mit Chemtrail und Lagune
Ich flüchte also in die Schluckhütte beim Fischmarkt, in der ich mich neulich bei Live-Musik schon gemütlich betüterte und nebenbei dichtete. Das ging recht flott von der Hand. Die Happy-Hour wurde weidlich genützt - 2 Euro für einen Aperol-Spritz, ist ja nicht nur ein Angebot, das ist schon ein Trinkgebot. Da kann und will ich nicht und muss ich auch nicht nein sagen. Man will sich ja einfügen.
Hier also billige Drinks, Café gut wie überall und Netz stabil.  
Terra del Lupo heißt zumindest das Netz. Im Streifgebiet des Wolfes also. So sei es. Ich streife, ich wolfe, ich schreibe, ich dichte, ich entgehe dem Regen, ich entsage der Schreibblockade. Schön war's schon auch. Gleich zum Auftakt wurde ich (aber nicht nur, die ersten drei Tage verbrachten wir zu zweit) mit Sonnenschein belohnt.
Lido, Vaporetto, dolce vita. Pesce, Pasta, Poesie.
Alles schon reichlich konsumiert, gemacht, gegessen.
Zum Bild links: Nicht nur Ponte Rialto ist eine Baustelle, auch dieses Gesicht. Ramponiert trifft's nicht ganz, demoliert schon eher. Augen auf Halbmast, Kragen steif, Lippenluke respektive Labialschotten sowie sonst wohl auch noch dicht. Dahinter verbirgt sich allerdings Tiefenentspannung. Bekanntlich das Stadium vor der Schreibexposion. Sie möge kommen, die Lunte schwelt schon mal.

Sonntag, 7. Februar 2016

Auf der Flucht?


Nein, nicht mit Falco.
Aber in prominenter Umgebung für eine gute Sache, ein Beitrag zum Thema Flucht.
5 Euro pro Buch gehen direkt an die Flüchtlingshilfe!