Samstag, 27. Februar 2016

Gut gebrüllt Venedig

Der venezianische Löwe schwingt seine Prunkpranke und wummst mich um vor lauter Pracht. Hier bezieht man Prachtprügel. Fast nicht auszuhalten diese Stadt. Faszinierend.
Gut, jetzt regnet's ja grad und dann ist Venedig die Hölle mit Regenschirmen. Venedig im Regen, das Ende der Welt, da hatte Thomas Forstner insofern recht, als Venedig im Regen, im Vergleich zu sonst, 0 Punkte verdient, weil einem die mit Regenschirmen wehrhaft ausgestatteten Touristen alle Augen ausstechen, nicht weil sie wollen, nur weil sie können und faktisch müssen, zumal die Gassen ja so schmal.
Eheglück mit Grinsen, Stillleben mit Chemtrail und Lagune
Ich flüchte also in die Schluckhütte beim Fischmarkt, in der ich mich neulich bei Live-Musik schon gemütlich betüterte und nebenbei dichtete. Das ging recht flott von der Hand. Die Happy-Hour wurde weidlich genützt - 2 Euro für einen Aperol-Spritz, ist ja nicht nur ein Angebot, das ist schon ein Trinkgebot. Da kann und will ich nicht und muss ich auch nicht nein sagen. Man will sich ja einfügen.
Hier also billige Drinks, Café gut wie überall und Netz stabil.  
Terra del Lupo heißt zumindest das Netz. Im Streifgebiet des Wolfes also. So sei es. Ich streife, ich wolfe, ich schreibe, ich dichte, ich entgehe dem Regen, ich entsage der Schreibblockade. Schön war's schon auch. Gleich zum Auftakt wurde ich (aber nicht nur, die ersten drei Tage verbrachten wir zu zweit) mit Sonnenschein belohnt.
Lido, Vaporetto, dolce vita. Pesce, Pasta, Poesie.
Alles schon reichlich konsumiert, gemacht, gegessen.
Zum Bild links: Nicht nur Ponte Rialto ist eine Baustelle, auch dieses Gesicht. Ramponiert trifft's nicht ganz, demoliert schon eher. Augen auf Halbmast, Kragen steif, Lippenluke respektive Labialschotten sowie sonst wohl auch noch dicht. Dahinter verbirgt sich allerdings Tiefenentspannung. Bekanntlich das Stadium vor der Schreibexposion. Sie möge kommen, die Lunte schwelt schon mal.