Samstag, 2. Dezember 2017

Über Danksagungen und Erinnerungswürdiges


Kalender ist ein Wort ohne Verb- und Adjektivform. Daran kann ich auch nichts kaländern. Adventskalender ist ein Wort, bei dem man sich nie ganz sicher ist, ob man nicht doch Adventkalender schreibt. Wikipaedia behauptet, in Österreich täte man Letzteres.

Jedenfalls ist morgen das erste Türl zu öffnen. Deshalb hier mein ganz persönlicher Wels-Adventkalender. Mit 24 Dingen, die ich vermissen beziehungsweise an die ich mich gerne erinnern werde. Die Reihenfolge ist keine Wertung. Meine Erinnerung ist nicht qualitativ strukturiert, ich versuche es chronologisch anzugehen. Generell gilt: Ich bedanke mich bei allen, die das Projekt „StaTTschreiberIn Wels 2017“ möglich gemacht haben.
Das sind natürlich die Unterstützerinnen und Unterstützer der Crowd-Funding-Initiative von pro.viele. Das sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kulturplattform pro.viele. Das ist der Schl8hof, der mir einen Büroplatz zur Verfügung stellte. Das ist die Bikerei, die mir pro Monat ein Fahrrad einer anderen Generation zur Verfügung stellte. Das ist das Black Horse Inn, das mich als Kneipen- und Schlafgänger aufnahm. Das ist Sonis Extrazimmer das mich stets mit Kaffee und Kuchen aufpäppelte. Das ist das MKH-Team, das sich für mein „Sommerfrische-Herbstzeitloser-Projekt“ interessierte. Das ist das Team der OÖ-Wels, das mich behutsam an die Deadline erinnerte. Das ist meine Betreuerin die im Laufe der Zeit immer mehr zur Agentin wurde. Das sind alle Welserinnen und Welser, denen ich begegnet bin und denen ich das eine oder andere abgelauscht habe. Vielen Dank, dass ihr mich erduldet habt. Hier meine 24 Wels-Erinnerungsmoment-Türln:

1 Der Forellenstudelempfang im Café Strassmair. 2 Die 1950er-Bäckerfahrrad-Übergabe. 3 Das Wanderkoch-Schnitzel. 4 Die Puchbergperformance für BuchZeit. 5 Das Konzert von Skassapunka (zu meinen Ehren, oh ja!). 6 Die dritte Tischfußballniederlage am ersten Abend. 7 Das vierte Freistädter immer wieder. 8 Der erste Welser Wochenmarkt Besuch (mit Mostweckerlkauf). 9 Das Rabbit Rabbit Radio Konzert im Schl8hof. 10 Die beste aller Welten im Kino. 11 Das Traiskirchen-Musical im Stadttheater. 12 Das Radian Konzert bei Music Unlimited. 13 Die Hans Henning Sarschach Lesung im Freiraum. 14 Der Poetry Slam im MKH. 15 Die Lesung in der Alten Hutfabrik bei der Abend-Bar von Treffpunkt Mensch und Arbeit. 16 Die Monday Night Orchestra Sneak Preview im Schl8hof. 17 Der erfolgreiche Hosenkauf beim Neugebauer. 18 Der äußerst erfolgreiche Pulli-, Jacken- und Shirts-Kauf im 4 Seasons (RIP). 19 Der Traun-entlang-Radlausflug im goldenen Herbstlicht. 20 Die Willis-Cartoon-Show von Nadia Khiari (mit „rage against the machism“-Taschenkauf). 21 Die Buch-Club-Lesung in der Mozartschule. 22 Die YOUKI-Eröffnung. 23 Das Treffen mit dem Deutschlandfunk-Reporter beim Indischen Pfau und das Treffen mit der WT1-Reporterin bei Ribiselschnitte. 24 Das offene Bücherregal im Black Horse Inn.

24 Türln reichen nicht. Es braucht einen Nachschlag. Zum Beispiel am Samstag, den 2. Dezember um 18 Uhr in der Alten Rahmenfabrik. Da gibt es „Punschpoesie“. Es braucht einen Abschluss. Zum Beispiel am Sonntag, den 10. Dezember um 15 Uhr im Schl8hof. Da gibt es „Kaffee, Kekes, Köhle“ und einige Überraschungen. Ich freu mich auf euch!

Montag, 20. November 2017

Wels dackelt

Der November macht es einem vorübergehenden Teilzeitflaneur ja schwer. Nebel. Niesel. Nass. Dabei bewegte ich mich doch so gerne durch die Gassen und Plätze und schaute der Erbauung von Weihnachtswunderwelten zu. Am Stadtplatz beispielsweise ist grad der größte Dackel Europas aufgestellt worden. Alles scheint im Zeichen des Dackels zu stehen. Selbst in den Auslagen wird gedackelt auf Teufel komm raus. In der Landesregierung wird gedeckelt, in Wels wird gedackelt.
Dass dem Dackel in Wels gehuldigt wird, finde ich sehr löblich. Der Dackel ist ein gemächliches, sehr österreichisches Tier. Dackel gibt's von schwarz über schokoladenbraun, creme, loh, blau bis zu rot. Dackel sind stur, verspielt, hingebungsvoll, tapfer und klug. Dackel sind keine Sauhunde. Dackel sind Dachshunde und beliebte Familienbegleithunde. Dackel haben, wie Lügen, kurze Beine aber große Ohren. Der Dackel ist der Afrikanische Elefant unter den Hunden. Nicht wegen des Rüssels, nicht wegen der Statur, bloß wegen der Ohren.
Des Pudels Kern der Dackelapotheose muss ein politischer sein. Es herrscht Sehnsucht nach einem Heilsbringer. Sein Kommen wird freudig erwartet. Es wird begleitet von Phrasen, die wie Glühweinschwaden das Land überziehen. Allein: er wird Kürzungen bringen und ein böses Erwachen.

Mittwoch, 15. November 2017

Über Kulturarbeit und Firmenpolitik

Dass es in den nächsten zwei Jahren wieder von der Stadt finanzierte StadtschreiberInnen geben werde, ist mir zu Ohren gekommen. Weil man selbst bestimmen wolle, wer über Wels schreibe, lautete der Nachsatz. Das werte ich als Kompliment gleichermaßen wie als Drohung. Einerseits also: Auftrag erfüllt. Andererseits: Was heißt hier selbst bestimmen?
Die Auswahl obliegt hoffentlich einer Jury, die nicht willkürlich von höchster Stelle bestimmt wird, sondern von fachkundigen Menschen aus der Szene. Bisher war es so, dass der oder die StadtschreiberIn des aktuellen Jahres im Folgejahr in der Jury saß. Ich gehe davon aus, dass das auch für den StaTTschreiber gilt und freue mich jetzt schon auf die Tätigkeit.

Ich freue mich ja auf und über so Vieles: auf weitere Kinoabende im MKH und Konzerte im Schl8hof; auf das YOUKI Festival; auf den Weihnachtsmarkt in der Alten Rahmenfabrik; auf heiße Debatten an diversen Theken und heiße Aufgüsse in der Welldorado-Sauna. Ich freue mich über eine extrem rührige Kulturszene mit vielen ehrenamtlich tätigen Menschen, die zum Beispiel zum Gelingen des in seiner Weise einzigartigen Music Unlimited Festivals beitragen, die es herzlich, familiär und nicht rein kommerziell machen (was auch auf das Projekt StaTTschreiberin zutrifft). Ich freue mich auf ein weiteres spannendes und abwechslungsreiches Monat in Wels.

Aber ich ärger mich auch über allerhand. Dass die Stadt wie eine Firma zu führen wäre, ist mir zu Ohren gekommen. Das geht doch so nicht! Eine Stadt ist kein Betrieb. Eine Stadt ist ein vielfältiges soziales Gefüge. In einer Stadt kann es nicht nur um Produktion, Leistung und Profitoptimierung gehen. Der Profit, die Lebensqualität einer Stadt lässt sich nicht in Zahlen messen. Eine Stadt ist reich, wenn sie reich an Vielfalt ist.

Eine Firma ist gewinnorientiert. Eine Stadt sollte Gemeinwohlziele haben. Ist Wirtschaftlichkeit das Um und Auf, kommen immer die Minderheiten unter die Räder. Geht es um Kommerzialität, wird Nischenkultur vom Mainstream platt gemacht. Es soll Kultur für alle Welser gemacht werden, ist mir zu Ohren gekommen. Soeben wurde der „Schelmenrat zu Wels“ gegründet. Soll sein. Fasching ist Volkskultur. Fasching ist bunt aber keine Kunst. Kultur und Macht spießen sich. Kultur hat man, Kultur pflegt man, Kultur baut man auf. Wer an Kultur marktwirtschaftliche Maßstäbe anlegt, der ist der Meinung, Kultur lässt sich kaufen. Wer an Kultur marktwirtschaftliche Maßstäbe anlegt, der spricht von Massenkultur, von Kultur in Messehallen. Masse ist immer gefährlich, ich sag nur Massentierhaltung. Im Kleinteiligen gedeiht die Qualität. Die Macht der Masse hat eine eigene, unberechenbare Dynamik.

Weder die Macht der Masse, noch zu viel Macht für einen Einzelnen sind für das Gemeinwohl förderlich. Demokratische Institutionen haben ihren Sinn. Politik ist nicht gleich Wirtschaft. Der Chef einer Firma schaut darauf, dass es seinen MitarbeiterInnen gut geht und wer nicht für ihn arbeitet, der arbeitet gegen ihn und wer gegen ihn arbeitet, wird über kurz oder lang abgebaut. Deshalb darf Firmenpolitik nie Stadtpolitik werden.

Montag, 13. November 2017

Sturmmaskenmodels

Gemeinsam gegen Dämmerungseinbruch, lese ich und denke mir: Schau, da macht wer was gegen die Zeitumstellung. Dann korrigier ich mich, weil da „Dämmerungseinbrüche“ steht und dann erst geht mir das Licht auf.
Hier geht es nicht um das Zwielicht, die Sonnenuntergangs- und Abendanbrechstimmung. Hier geht es um nichts alltäglich Romantisches. Hier geht es um ein strafbares Delikt, nicht um Einbruch der Dämmerung also, sondern um Einbruch bei Dämmerung. Jetzt erst sehe ich das Symbolfoto: Sturmmaske, Türsicherungskette, Brecheisen. Ob es, so wie es Fuß- und Handmodels gibt – auch Sturmmaskenmodels gibt, frage ich mich augenblicklich. Und apropos Augen: Die Sturmmaskenmodels müssen dann wohl besonders böse Augen und bedrohliche Augenbrauen haben. Gibt es sicher: Symbolfotomodels mit entsprechenden körperlichen Besonderheiten.
Für mich ist das ja ein Delikt an der Sprache. Ein unschuldiges, schönes Wort wie Dämmerungseinbruch derartig mit krimineller, negativer Bedeutung aufzuladen. Dem muss entgegengewirkt werden und sei es auch nur dadurch, dass es heute, hier aufgezeigt wird.

Mittwoch, 8. November 2017

WELS - Akrostichon

WELS Akrostichon Teil 2 (Teil 1 nur live zu hören:)

Wieso Eigentlich Lesen Sollen?
Wer erntet Lorbeeren? Sportler!
Warum etwas lernen sollen?
Weil Engel Lesende schützen?
Weil es leidlich sediert?
Wieso etwas lesen sollen?
Weil es lohnt, schlussendlich

Wer ertwas liest, sieht
Wesentliches, entdeckt latent Signifikantes
Wer etwas liest, sinniert
Weitet engstirnige, lahme Sichtweisen
Wer etwas liest, superlativiert
Wuchert euphorisch, liefert Singuläres
Wer etwas liest, sagt:
Wisse: Einfälle lieben Spontaneität
Wisse: Erkenntnisse lösen Sorgen
Wieso etwas lesen sollen?

Weil es Leben/Lieben/Lachen stimuliert

Dienstag, 7. November 2017

Zu Gast bei den angehenden Apotheker*innen

Der StaTTschreiber ist ja immer im Dienst. Gestern war es ein spezieller Dienst. Ich suchte und fand die Berufsschule 3, suchte und fand die Klasse von Frau Christa Weiermair und hatte dann Zeit, mich mit über 20 angehenden Apotheker*innen zu beschäftigen.
Ich lernte neue Wörter, ich konnte hoffentlich vermitteln, was Slam Poetry alles sein kann, ich freute mich und staunte (mit Frau Weiermair) gleichermaßen über die in so kurzer Zeit entstandenen Ergebnisse.
Der Nachmittag an sich war ja verregnet. So war er schön.

Und weil ich nicht nur dozierte, sondern auch selbst mitschrieb, sei hier einfach das hingestellt, was mit dem gemeinsam erstellten Wortpool bei mir rauskam.

Oma, keine Salben- meine Launenauffrischmaschine

Lachen ist kein Hund, sagte meine Oma noch, dann biss sie ins Gras.
Ja, sie biss ins Gras, sie wusste nicht, dass Gras geraucht wird.
Improvisieren, sagte ich und rief: Ziehen, Oma, ziehen.
Das heißt inhalieren, Dummerl, meine Oma nur und fragte dann:
Bua, wo kommt die Kuah her?
Interessant, dachte ich mir. Oma beißt das Gras und spürt es doch.
Da war nämlich keine Kuah nur ich und mein Kater.
Ich sag nur fortgehen mit Thomas Bordy Sangsta am Samstag.
Eistee mit Rum und Penne mit Sedativum frisch aus dem Umquator.
Das haut dich um, das haute mich um und deshalb heute meine Lieblings-Sonntag-Nachmittagsbeschäftigung: Kiffen mit Oma.
Für eine Oma ist meine Oma noch guat woam, will heißen goa ned verkalkt oder sonst irgendwie jenseits. Nein, meine Oma ist radikal guat drauf.
Meine Oma rettet mi, wenn i sauf.
Meine Oma scheißt sich nix.
Meine Oma rockt – Bam, Oida, zefix!
Bua, wo kommt die Kuah her?, fragte Oma erneut, nahm ein Keks aus der Patene, schnüffelte an ihrer Knopflochrose, machte „mmhhAlliterationen.
Visionen, sagte ich, Oma, du hast Visionen.
Ned wirklich, meinte Oma nur, aber die neueste Kreation vom Apotheker-Sohn haut ordentlich rein. Hoitaus! Hoitaus! Boah!
Ach, Oma, Oma ist und bleibt das beste Sonntag-Nachmittags-Programm. Umschalten ist kein Thema und es bleibt zo hoffen, dass sie sich noch lange nicht für immer ausschaltet.

Freilich. Meisterwerke entstehen nicht unter Zeitdruck und in der Gruppe. Aber wir hatten Spaß und Spaß ist ein guter Antrieb für mehr. Ich bin mir sicher, dass demnächst eine oder einer aus der Gruppe beim U20 Poetry Slam im Phoenix Theater in Linz oder beim Poetry Slam im MKH Wels die Bühne entern wird.

Montag, 6. November 2017

Kulturland retten

Im letzten Eintrag hab ich über Kürzungen geschrieben, hier darf natürlich der Hinweis darauf nicht fehlen, dass es Menschen gibt, die versuchen, dem entgegen zu wirken. Das klingt jetzt komplizierter als beabsichtigt. Einfach jedenfalls ist es, sich die Seite kulturlandretten.at anzuschauen und die Petition zu unterschreiben.
Denn an Oberösterreich können wir wohl die Zukunft des ganzen Landes ablesen. Die Kultur ist von Budgetkürzungen existenzbedroht, deine Unterschrift kann das möglicherweise verhindern. https://kulturlandretten.at/

Zum Foto: Das ist kein schwarzer Riss im blauen Himmel über Wels. Das ist die Hebebühne, die den Lederertrum sein Lichterkettenhemd anlegte. Jaja, die Menschen im Korb der Hebebühne taten dies, schon klar.
Jedenfalls blinkt und strahlt der Ledererturm in den nächsten Wochen, heute wurden auch die ersten roten Riesenkugeln montiert. Wels verwandelt sich. Wels wird zum Christkindlmarktplatz Leuchtwunderland. Ich freu mich schon auf viele Punschhüttenkonversationen.


Mittwoch, 1. November 2017

Über Kürzungen und Überlegungen

Wels macht was mit mir. Wels gibt mir einen Takt vor. Wels hat mich langsam im Griff. Wels wickelt mich um den Finger. Wels verwöhnt mich. Wels klatscht mich voll mit Veranstaltungen. Wels mag ich. Wels mag mich. Wels füllt mich ab. Wels nimmt mich auf. Wels verdaut mich. Wels wird mich im Dezember wieder ausscheiden. Wels hat eine gute Verdauung. Wels hat schon vieles überstanden. Will ich mehr Wels? Will ich mich noch mehr auf Wels einlassen? Will ich mich in Lokalpolitik stürzen und in Bierlokalen auffangen lassen? Will ich Spuren in Wels hinterlassen?

Ja, ich würde gerne im Gefängnis gegenüber vom Schl8hof eine Lesung machen, befürchte aber, dass sich das in der noch verbleibenden Zeit nicht ausgehen wird. Das Gefängnis heißt sicher nicht Gefängnis sondern vermutlich Landestrafvollzugsanstalt oder so ähnlich. Aber ich seh kein Schild mit der entsprechenden Auffschrift, ich seh nur Gitter und deshalb schreib ich Gefängnis. Vermutlich sähe ich ein Schild, bewegte ich mich weg vom Schreibtisch oder googel-viewte ich. Mach ich aber nicht. Ich stell mir lieber vor. Ich denke nach und stell mir vor und stell mich dann, diese Kolumne schreibend, als Nachdenkenden und Vorstellenden vor.

Der Herbst ist ja auch die ideale Nachdenkzeit. Wenn was dabei rauskommt – gut. Wenn nicht, dann ist die Zeitumstellung schuld. Die Zeitumstellung ist als Universalausrede bis Dezember allgemeingültig und anerkannt. Danach tritt der Vorweihnachtsstress an die Stelle der Zeitumstellung. Dem Vorweihnachtsstress möchte ich dieses Jahr entkommen. Ich sorge vor. Ich mach mir Gedanken, mit was ich wen überraschen und beschenken könnte. Das Nachdenken macht mich so also zum Vorausdenkenden und bewahrt mich vor zukünftigem Stress. Eigentlich mehr als bedenklich, dass Stress so ein Modewort geworden ist. Vor allem in der Weichnachtszeit. Die sollte doch eigentlich alles andere als stressig sein. Aber zur Besinnung kommt man inmitten der bald aus dem Boden schießenden Glühwein-, Geschenk- und Punschhütten nur schwer. Da steht dann doch eher Benebelung der Sinne am Programm. Wels benebelt. Wels berauscht mich. Wels überrascht mich aber auch.

Kaum bin ich ein paar Tage weg. Hängen plötzlich Fransen an den Straßenlampen. Die klimpern im Wind und glitzern im Sonnenschein. Die Straßenlaternenbefransung ist vermutlich die Vorhut der Weihnachtsbeleuchtung. Die kommt so sicher wie Schwarz-Blau. Das ist keine Überraschung und Geschenke sind auch keine zu erwarten. Minus zehn Prozent ist wohl nur ein Vorgeschmack. Kürzte ich diese Kolumne um zehn Prozent, müsste ich jetzt dann langsam aufhören. Aber nein, das ist kein guter Vergleich. Denn kürzen tut Texten meist gut. Aber Kürzungen im Förderungsbereich sind schmerzvoller. Die verdichten nicht, die zerstören. Die zerstören Kulturarbeit genauso wie ein Text zerstört wird, nimmt man ihm jedes zehnte Wort. Das hinterlässt Lücken, ergibt keinen Sinn, macht Aufgebautes kaputt. Beispiel gefällig? Voilà:

Wels macht was mit mir. Wels gibt mir einen vor. Wels hat mich langsam im Griff. Wels wickelt um den Finger. Wels verwöhnt mich. Wels klatscht mich mit Veranstaltungen. Wels mag ich. Wels mag mich. Wels mich ab. Wels nimmt mich auf. Wels verdaut mich. wird mich im Dezember wieder ausscheiden. Wels hat eine Verdauung. Wels hat schon vieles überstanden. Will ich mehr? Will ich mich noch mehr auf Wels einlassen? Will mich in Lokalpolitik stürzen und in Bierlokalen auffangen lassen? ich Spuren in Wels hinterlassen?

Mittwoch, 18. Oktober 2017

Über Kübelübel und Naturtrübes

Man hat mich kurz und blau geschlagen. Mir ist schwarz-türkis vor Augen. Es juckt ein pinker Ausschlag. Die Hoffnung zerfällt mir wie Pilze im Mund. Die Augen reizgerötet, wein ich grüne Tränen. Herbst kann Melancholie. Ob die künftige Koalition regieren kann?
Es erst lernen zu müssen, kann kosten. Aber das leisten wir uns offenbar lieber als Solidarität. Missgunst hat die Wahl entschieden. Anderen nichts, sich selbst alles gönnen. So viel Missgunst #gönndir.
Wählerinnen und Wähler sind volatil, Parteien out. Alles scheint sich zu bewegen, doch ist die Bewegung in Wahrheit bloß ein Mauern. Mit mir sind keine Mauern zu machen. Da halt ich es mit Element of Crime und singe: „Bring den Vorschlaghammer mit, wenn du heute Abend kommst. Dann hauen wir alles kurz und klein. Der ganze alte Schrott muss raus und neuer Schrott muss rein. Bis morgen muss der ganze Rotz verschwunden sein.“

Ach, wenn es doch so einfach und vor allem so schnell ginge. Aber fünf Jahre können sehr, sehr lange sein. Mir wird schlecht, mir ist schlecht. Sag nicht Kotzeimer, sag Kübelübel, das klingt lieblicher und macht's erträglicher. Aber harte Fakten müssen ausgesprochen und nicht verniedlicht werden. Sag nicht Actionfilz, wenn du Seilschaften meinst. Sag nicht Seilschaften, wenn du Burschenschaften meinst. Nur 0,4 Promille der österreichischen Bevölkerung sind Mitglied bei einer schlagenden Verbindung, aber in der FPÖ schaut das ganz anders aus. Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus sind Mitglieder der Vandalia. Norbert Hofer ist bei der Marko-Germania, Harald Stefan bei der Olympia, Manfred Haimbuchner bei der Alemannia. Schlagende Verbindungen sind elitär, reaktionär und rechtsextrem. Diese Tatsachen entnehme ich dem Buch „Stille Machtergreifung. Hofer, Strache und die Burschenschaften“ des Historikers und Journalisten Hans-Henning Scharsach.
Die Buchpräsentation im Welser „Freiraum“ war sehr gut besucht, es wurde auch rege diskutiert, nur die Anwesenden waren sich ohnehin einig. Immerhin. Das Welser Wahlergebnis lässt mich rot werden und schmunzeln. Ich bin ein Schmunzellhaufen und verzieh mich in die Nacht und in
Fragwürdiges.

„Ich arbeite in einem Tonstudio“, höre ich und frage mich: Techniker oder Töpfer? Kann man statt: „Nimm Riechspur auf“ auch sagen: Folge deinem Urinstinkt? Ich radle und es rattern die Gedanken. Bunte Blätter tanzen in den Himmel und ich denke mir: Mit Verlaubkescher und Löschblattfeger müsste doch eine Marktlücke gefüllt werden können. Herbstgedanken.
„Die Sprache verkleidet den Gedanken“, sagt Ludwig Wittgenstein. Mir ist so philosophisch zumute. Die Philosophie ist ein Gedankenklärwerk. Die Aufgabe der Philosophie ist es, naturtrübe Gedanken klar zu machen. Ich fühl mich naturtrüb und bin der Meinung, dass es höchste Zeit ist, eine Abkürzung für das Getränk „Naturtrüber Apfelsaft mit Leitungswasser“ zu erfinden. Wie wär's mit „Natrübileitung“?
Mir ist eher nach Schnaps als nach Saft zumute. Aber klar bleiben ist gerade jetzt wichtig. Demzufolge empfiehlt Ihr StaTTschreiber für die kommenden Wochen und vermutlich Jahre: Klare Gedanken statt klare Getränke. Und generell einfach nicht unterkriegen lassen.

Mittwoch, 4. Oktober 2017

Über Rollen und Aufnahme

Der StaTTschreiber fühlt sich wohl. Er verrichtet seinen Dienst nicht nach Vorschrift. Er denkt nach und verfasst dann eine Nachlese. Ums Denken ging es auch gestern bei „Die Menschen“ im Kornspeicher. Die Menschen gibt es seit 1986, das muss man so erst einmal geschrieben haben. Die Gruppe „Die Menschen“ stellt Texte zu einem Thema zusammen und trägt diese dann vor. Gestern waren die Gedanken frei und wurde der Bogen von Büchner über Orwell bis zu Nestroy und Morgenstern gespannt. Das ist löbliche Denkarbeit zum Wohle des Publikums. Denkarbeit lohnt sich immer. Aber Vordenker möchte momentan wohl wirklich niemand bezeichnet werden. Das Vordenkertum disqualifiziert sich grad via Plakat. Der StaTTschreiber fragt sich ja schon, warum so etwas ankommt, fühlt sich aber selbst angekommen und in die Welser Gemeinschaft aufgenommen.

Der StaTTschreiber wird bestens betreut und in allerlei Abendaktivitäten eingebunden. Er gibt sein bestes. Gerne schlüfe er weniger. Er arbeitet daran. Es ist dies wohl der große Unterschied zu bisherigen, ähnlich gearteten Tätigkeiten des StaTTschreibers. Er war bereits Dorf-, Markt-, Stadt- und Hotelschreiber, fühlte sich aber selten so gewollt wie in Wels. Das mag damit zu tun haben, dass er nicht im Dienste der Stadt steht, sondern eben von der Menge ermöglicht wurde. Das mag damit zu tun haben, dass er nicht nur als StaTTschreiber, sondern auch als Individuum wahrgenommen wird und insofern braucht hier gar nicht so unpersönlich geschrieben und kann getrost zum Ich gewechselt werden. Ich also.

Ich, so es stimmt, der erste und letzte StaTTschreiber von Wels, fuhr ein Monat lang ein Bäckerfahrrad aus den 1950er Jahren und fahre jetzt ein Klapprad aus dem 21. Jahrhundert (Danke Bikerei!). Ich zeche im Black Horse Inn und in Sonis Extrazimmer auf Kosten der Crowdfunding-Initiative von pro.viele. Ich habe einen Schreibtisch im Schl8hof mit Zugang zur Kaffee- und Waschmaschine sowie zum hauseigenen Zeitschriftenarchiv und generell zu Informationen aller Art von rundumkundigen Menschen vor Ort. Ich habe nichts gegen Transparenz. Wie man hoffentlich lesen kann, wenn man liest. Ich habe nichts gegen Denken. Wie man hoffentlich lesen kann, wenn man liest. Ich habe nichts gegen Wiederholung. Wie man hoffentlich lesen kann, wenn man liest. Ich habe aber etwas gegen die Vereinnahmung der Sprache.

Der Eine ist kein Vordenker. Der Andere tut nicht, was richtig ist, er macht sich nur wichtig. Der andere Eine lässt sich von den Seinen seine Kernkompetenz verspielen. Und alle anderen spielen grad Nebenrollen, die nicht oscarverdächtig sind. Wobei, der Oscar für die beste weibliche Rolle geht natürlich an Ulrike Lunacek, weil Konkurenz ist schlicht nicht vorhanden. Da möge sich Griss nicht grämen. Sie hatte ja bereits ihren großen Auftritt im Film „Die Bundespräsident_innen“ der dann zur Dramaserie mit Happy End ausartete. Schreibt man „ausarten“, denkt mein Ich gleich an den Fernsehsender Arte und schreibt man „Die Bundespräsident_innen“, denkt mein Ich gleich an „Die Präsidentinnen“ von Werner Schwab. Womit wir wieder beim Denken wären. Denken. Hingehen. Wählen.

Dienstag, 3. Oktober 2017

Regenzeit ist Zitatzeit (plus ein eingenestroytes Couplet)

Wenn's regnet bei den Kattas. Wenn's regnet, was es nun mal momentan ganz gerne tut, dann treffen wir uns im Tiergarten bei den Kattas, denn denen kann man wettergeschützt beim Kuscheln zuschauen und das wärmt. Walter Benjamin schreibt in „Berliner Kindheit um neunzehnhundert“ im Abschnitt Tiergarten: „Sich in einer Stadt zurechfinden heißt nicht viel. In einer Stadt sich aber zu verirren, wie man in einem Walde sich verirrt, braucht Schulung.“ Mein Wald ist Wels. Meine Schulung mein StaTTschreiber-Aufenthalt. Mein Tiergarten der Welser Tiergarten. In einer halben Stunde beim indischen Pfau, sagte ich zum Deutschlandfunk Reporter, er lachte, verstand und war pünktlich. „Und die Nilpferde kochten in ihren Becken“ heißt ein Buch von William S. Burroughs und Jack Kerouac. „Die primitive Kunst der Zunge. Warum Laurie Anderson William S. Burroughs und Computer liebt“ heißt der Artikel, der gerade vor mir liegt. Ja, es regnet. Nein, keine Lust, auf Kattas. Besser im Schl8hof „Konkret“ aus dem Jahre 1987 lesen. „Der Grundlohn für Frauen betrug im Jahr 1939 nur 63 Cent gegenüber jedem Dollar, den ein Arbeiter verdiente. 1986 verdienen die Frauen 64 Cent gegenüber jedem Dollar eines Mannes. Das macht einen ganzen Penny in 40 Jahren. Ich habe ausgerechnet, daß wir im Jahr 3624 Parität erreichen wereden.“ Laurie Anderson äußerst sich aber auch darüber, dass sie die Schnelligkeit der Computer und einprägsame Stimmen liebt. Ein Plädoyer für die Oralität, für mündliche Literatur. Das kommt mir sehr entgegen, zumal ich seit 17 Jahren für mehr Oralität in der Literatur kämpfe.

Am Wochenende war ich übrigens auf einem Barbara-Frischmuth-Symposion im Kunsthaus Muerz in Mürzzuschlag und es traf sich, dass gleichzeitig die Steirischer-Herbst-Produktion „Die Kinder der Toten. Der große Dreh“ in Neuberg an der Mürz ihren Auftakt erlebte und da war ich untergebracht und was schreibt eine Gabriele Riedle 1987 im Konkret im Artikel „They call her Elfie“? „Elfriede Jelineks Texte sind feministisch, aber nicht so gemeint. Sie stylt nicht nur sich, sondern auch ihre Texte. Sie ist obszön, weil sie immer recht hat. (…) Die Aura der Künstlerin im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit. Das Intrview verspricht so die medientechnische Bannung des fernen und lederbemiederten Literaturstars mit dem Appeal der Madonna made in Hollywood ins heimatlich vertraute Votivbild einer blattgold-geschminkten Hausheiligen, geboren und in Gnade gefallen zu Mürzzuschlag/Steiermark anno 1946.“ 1987 – das war nach „Burgtheater“ und vor „Lust“. Das war im Jahr, in dem sie auch die Neubearbeitung „Präsident Abendwind“ des Nestroy Stückes „Häuptling Abendwind“ zur Aufführung brachte. Ich verbeuge mich vor Jelinek und Nestroy und bearbeite meinerseits neu.

HÄUPTLING ABENDWIND (ein Systemerhalter guter, alter, österreichischer Schule; ein sprachlicher Kompromissverschnitt aus Pröll & Häupl, Charme und Bauchstich; singt in Nestroy Couplet-Manier):

Mei Insel is ganz guat versteckt / Die liegt linksrechts von Lampedusa / Die hot vor über 100 Joahr der Franz Ferdinand entdeckt / Die ist seither a Abstellplotz für Loser
Mei Insel is mei home, my castle und mei Reich / I scheiß mi nix, i tua, i moch, i sauf wo immer i grod will / Und is aner von de Loser goar zu bleich / Donn friss i'ihn ratzteputz – ka Deal
Mei Insel is in letzter Zeit nur leider etwas oarm dran / Es gabert Trottel eh zwoar grod die Menge / Nur schickt uns Österreich weder Frau noch Mann / Die sog'n die Hypo-Pleite treibt sie in die Enge / I sog nur her mit oi de Wiarschtln / Mei Mog'n is no recht im Schuss / So long's an Spritzwein gibt zum Biarschtln / Beiß i in jeden Hypo-Wiarschtl-Fuß
So long's an Spritzwein gibt zum Biarschtln (in Udo-Jürgens-Mit-66-Jahren-Melodie) Is no long, long nit Schluss / (in Die-Welt-steht-auf-kan-Foll-mehr-long-Melodie) Long, long, long, long, long, long, long, long, long, long, long, long, long, long, long nicht Schluss



Donnerstag, 28. September 2017

Ich bin da

Einfahrt freihalten 
Zuwiderhandlungen werden zivilrechtlich verfolgt
Einfahrt freihalten 
Zuwiderhandlungen werden zivilrechtlich verfolgt
Dieses Objekt ist alarmgesichert und videoüberwacht
Gashaupthahn

Einfahrt freihalten!
Hier wache ich!
Bitte keine Reklame
Sind im Garten
Vorsicht Starkstrom Lebensgefahr
Designed für discrete breastfeeding
Never stop learning
Falls die Türe versperrt sein sollte, rufen Sie bitte folgende Nummer an:

Ausfahrt freihalten!
Du siehst mich nicht...
Du hörst mich nicht...
Aber glaub mir
ICH BIN DA!!!
Bitte keine heiße Asche einfüllen
Bitte kein unadressiertes Werbematerial
Einbruchschutz Alarmanlage Videoüberwachung

Ausfahrt freihalten!
Einfahrt freihalten!
Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde

Einfahrt freihalten!
Privatgrundstück
Unberechtigt parkende Fahrzeuge werden kostenpflichtig abgeschleppt! Besitzstörungsklage
Privatgrundstück
Unberechtigt parkende Fahrzeuge werden kostenpflichtig abgeschleppt! Besitzstörungsklage
Privatgrundstück
Unberechtigt parkende Fahrzeuge werden kostenpflichtig abgeschleppt! Besitzstörungsklage
Wels Streetwork
Türglocke bitte läuten
Please ring the bell
Haustüre bitte immer geschlossen halten!
Achtung Skateboarder Schrittgeschwindigkeit

Mein Weg von der Schlafstätte Black Horse Inn ins Schl8hofbüro ist kurz und voller freizuhaltender Ein- und Ausfahrten. Ich bin noch immer neu hier und nehme dankend jeden Hinweis an.

Mittwoch, 27. September 2017

Abraumhalde

Gestern hatte ich einen Traun. Ja, Traun. Ich war ein Wels in Wels im Traun und in der Traun. Wels gefiel mir im Traun. Als Wels sah ich von Wels nicht viel. Die Traun halt. Ich gefiel mir als Wels, aber irgendetwas stummte nicht mit mir. Irgendetwas wirr verrückt. Irgendetwas spulte mit mir, verspulte mich und spülte mich dort, dort im Traun in die Traun.
Ich sagte mir: Wels statt Karpfen und Krapfen statt Strudel, aber eigentlich am liebsten Maronimus mit warmen Ingwerweichseln. Für einen Wels war ich eindeutig zu gefräßig und geschwitzig. Auch sollte ich mich, für einen Wels in Wels im Traun in der Traun, wirklich mehr traun.
Aber wirklich war in meinem Traun baum etwas. Baum dachte ich das im Traun in der Traun als Wels in Wels, wuchsen mir auch schon Nadeln aus den Barteln und Haselnüsse aus der Zwirbeldrüse.
Benadelte Barteln, das war selbst im kühnsten Traun nicht zu erwarteln. Eine Haselnüssezwirbeldrüse, das war selbst als Wels in Wels mehr Hells Bells als Fels in der Traunbrandung. Nadelbartelwelsen sollte man nicht einmal im Traun in der Traun über den Weg traun. Nadelbartelwelse sind nämlich Wendehälse und senden gefährliche Zwirbeldrüsehaselnüssegrüße in alle Richtungen. Nadelbartelwelse sind gesinnungslos und machtgeil. Nadelbartelwelse sind Wölfe im Schafspelz. Nadelbartelwelsen ist nicht zu traun. Die tun zart, sind aber Fisch, sind aalglatt, schmierig und einmal am Ziel langwierig schädlich, weil unredlich.
Ich dachte mir im Traun: ein konvexer Traun. Ich dachte mir als Wels in Wels: Nicht die Drohne. Mein Biber Schwan und kalter Schwede! Ich dachte mir als Wels in Wels in der Traun im Traun: Wenn ich denke und also bin, so muss der Fluss, wenn er denkt, Fisch sein. So logik mir das im Traun zurecht und folgerte weiter. Der Fluss der denkt und Traun ist, muss letztlich Wels sein. Fisch. Stadt. Wels. Wels Ermöglicht Letztlich Spaß.

Mittwoch, 20. September 2017

Über Versprechen und Versagen


Als StaTTschreiber muss ich mein Augenmerk auf Wörter legen und im Idealfall etwas dafür oder dagegen zur Sprache bringen.

Zinsen sind nagende Ratenratten. Ich mag Wortneuschöpfungen wie Ratenratten. Wortgeburten fallen mir leicht. Schlimmer sind die Wortwehen. Das sind Wörter, die mir zuwehen, weil sie grad umgehen. In Vorwahlzeiten gehen viele Wörter und Slogans um. Es geht was um, oft ist es dumm.

Wenn eine Katze verrückt ist, hat sie nicht mehr alle Tatzen im Schrank. Wenn ein Land abrückt, muss es verkatert aufwachen. Österreich ist schon mal arg abgerückt und abgesoffen. Der Schaden war groß, der Lerneffekt klein. Zinsen mögen nagende Ratenratten sein, aber Erbschaftssteuer ist kein Ungeheuer.

Das wahre Ungeheuer sind die Phrasen. Phrasen haben Hochsaison: Holen Sie sich. Es ist Zeit. Das ist unfair. Nichts kommt von ungefähr. Somit wäre das schon mal klar. Das Ungefähre ist also eine Art Schwarzes Loch. Das Ungefähre ist gefährlich, saugt alles auf und nichts bleibt dabei übrig. Halbwissen ist Ungefähres. Halbwissen ist schon als Wort kaputt. Entweder man weiß etwas, oder man weiß es nicht.

Wie heißt du? MarKö.
Was bist du? Statt.
Wie gefällt es dir in Wels so? Su.
Das ist Halbwissen. Das führt nirgends hin. Halbwissen ist Ungefähres und führt ins Nichts. Populismus ist Ungefähres und führt ins Nichts. Populismus fühlt sich nicht der Wahrheit verpflichtet. Populismus will bloß gefallen. Es geht was um, oft ist es dumm.

Es geht nicht um Politik statt Poesie. Es geht nicht um Poesie statt Politik. Es geht beides. Es geht nicht um E statt U. Es geht nicht um U statt E. Es geht beides. Ja, es geht sogar noch mehr. Es geht Ernst, Unterhaltung, EU und Überraschung statt Vorhersehbarkeit.

Als StaTTschreiber muss ich Fragen stellen, statt Antworten parat haben. Für was kämpft man denn eigentlich? Für Freiheit von etwas oder Freiheit für etwas? Für was arbeitet man denn eigentlich? Für familiäre Fürsorge oder finanzielle Vorsorge?
Für wen müht man sich denn eigentlich so ab?
Für ein vielversprechendes Versagen oder ein vielsagendes Versprechen? Reicht Verstand, um in den Vorstand gewählt zu werden, oder ist der Umstand, nicht mit dem Vorstand verwandt zu sein, immer noch vorrangig? Ergo Verstand de facto zweitrangig? Ist ein Naheverhältnis nach wie vor das Um und Auf? Auf was kommt es an? Sind Vorsätze bloß Versatzstücke der persönlichen Grundsätze? Sind Lehrsätze auch bloß aufgemotzte Stehsätze? Sind Satzungen meist auch nur Leerzeilen? Ist das Wesentliche nicht meist zwischen den Zeilen? Oder sind etwa Um- und Absätze die einzig wahren Sätze?

Nochmal: Für was kämpft man denn eigentlich? Für Freiheit von etwas oder Freiheit für etwas? Und: Ob Einsatz nicht genügte?
Ein Satz ist nie genug und besser nachfragen, als nicht fragen. Es geht was um, ich bleib nicht stumm.
Und hören kann man mich demnächst in der Alten Hutfabrik und zwar am Donnerstag, den 28. September 2017 um 20Uhr30 bei der Abend-Bar von Treffpunkt Mensch & Arbeit.

Dienstag, 19. September 2017

Noch mehr 90er Jahre

Hab mir im Medienkulturhaus „Die beste aller Welten“ (Regie und Drehbuch Adrian Goiginger) angeschaut. Klar, berührend. Was soll man sonst dazu sagen? Schön? Geht nicht. Den Dämon gut dargestellt? Nein, darum geht’s ja nicht. Die Problematik gut dargestellt? Ja, schon. Die Droge, das Leben damit, die Paranoia, den Dreck, den Sumpf, die Spirale abwärts gut ins Bild gesetzt. Auch gut gezeigt, dass vieles, was die Erwachsenen da machen dem 7jährigen eh wurscht ist und dass das Abenteuerliche an der Süchtler Lebensstyle eh auch was hat für das Kind. Auf lange Sicht freilich kann's nicht gut gehen. Das kam rüber. Das Happy End auch. War das zu happy? Durch den Abspann vielleicht. Aber natürlich ein bewegendes Kinoerlebnis. Kein Feierabendkino. Schau ich zu viel Feierabendfilme? Eh nicht. Kunstfilm war das ja auch keiner. Ein superrealistischer Problemfilm. Werden da die filmischen Möglichkeiten zu wenig ausgenützt? Low Budget halt. Linear erzählt. Der Abenteurer und der Dämon als Motive und einziger filmischer Bruch. Die 18 Schilling Frankfurter Episode und die Festnetztelefonate waren wichtig für die zeitliche Verankerung. Ansonsten ließ sich der Schick der letzten 20 Jahre gut verbergen. Keine Autos, Sozialbauten, Amtsgebäude und zeitlose Schlabberkleidung. Die Musik heimisch, die Schauspieler_innen unbekannt.
Doch ganz schön viel richtig gemacht.
Fazit: Ein guter österreichischer Problemfilm (auch wenn ich das Wort an sich nicht mag, ich werde ein besseres suchen, versprochen!), eine mutige heimische Produktion. Ein Abenteurer-Gesellenstück. Jetzt ist Zeit für neuen Stoff.

Donnerstag, 14. September 2017

1987 1997 2017

Und nichts schöner als in der Vergangenheit versinken. Und nichts schöner als der Gegenwart zu entfliehen. Und nichts schöner als sich das leisten zu können. Gestern noch pflichtbewusster Kinobesuch: „Die Beste aller Welten“. Danach pflichtbewusste Schnapsverkostung. Heute liegt ein Stapel 1980er Jahre SPEX vor mir.


Wie da nicht versinken? Wie da nicht vollkommen euphorisch und weinerlich gleichzeitig werden. Ich zupfe eine 1987er Ausgabe raus. Ein erschreckend junger Michael Stipe am Cover (schaut da so aus, wie ich mir David Foster Wallace immer vorgestellt habe, bis ich den Film „The End of Tour“ sah). Storys über Henry Rollins, die Butthole Surfers, Michael Jackson und ein Text von – oh, ja – Rainald Goetz. „Kadaver“ in der Heftmitte. Ein Ur-Goetz mit „Vernichten Vernichten“ als Zitat vorangestellt. Könnte von Thomas Bernhard sein. Dann hebt er an mit „Plötzlich sah ich alles richtig.“ Oh Himmel. Oh Goetz. Oh Henry Rollins.

In der Liste „Best of nie dagewesen! Hasi!“ in „Peace and Fire. 25 Jahre Alter Schl8hof Wels“ reiht Stefan Haslinger Henry Rollins an vierter Stelle (gleich hinter Nirvana). Ich habe Henry Rollins live erlebt und zwar auf der Bühne im Rattenberger Schlossberg. Ja: Rattenberger Schlossberg! Das war gefühlt 1997. Ich trug dort auf Konzerten und Festivals gerne eine Stoffbadehaube, um meine arschlangen Haare zu bändigen. Die Badehaube des Henry Rollins Konzertes war schwarz mit roten und orangen Längsstreifen. Der Schlossberg bebte. Henry Rollins stampfte seinen „Liar“ fest in die Tiroler Erde. Ich übergab mich nicht. Erinner mich aber an eine Dixi-Klo-Episode, die ich hier nicht unbedingt preisgeben möchte. Interessant, was dann so hängen bleibt.


„Und sowenig wie ein Gartentischgespräch mit Henry Rollins ein Plausch ist, sowenig ist ein Konzert mit ihm eine das Herz-auf-die-Bühne-werfen-Show.“ lese ich im SPEX 10/1987 und bin zwischen 80er und 90er Jahre hin- und hergerissen. Was, wenn man nicht durch die Tiroler Dorfhölle gegangen wäre? Was, wen man damals schon Zugang zu Medien wie SPEX gehabt hätte. Was, wenn der Plattenladen „Bella“ im 12 Kilometer entfernten Imst Platten wie „The Uplift Mofo Party Plan“ oder „Freaks“ gehabt hätte? Immerhin hatte er „Poetic Champions Compose“ vom „scheuen, komplizierten Eigenartling“ Van Morrison. Aber PULP oder Red Hot Chilli Peppers 1987 (!!!) - no way. „Und was für Freunde hä
tte ich, bzw. würde ich einladen, wenn ich Parties gäbe, auf denen die Red Hot Chilli Peppers spielen?“ fragt sich der Rezensent und was wäre aus mir geworden, wenn ich Freunde gehabt hätte, die mir Platten wie diese damals schon in die Hände gespielt hätten, frage ich mich.

Mehr als nur überrascht bin ich, dass PULP 1987 schon ihr zweites Album veröffentlichten, das sie „Freaks“ betitelten und gerne lernte ich den Kritiker Sebastian Zabel kennen, der darüber schrieb: „Verheultes Pathos eben. Pulp, eine dem Fatalismus ergebene Band. Tendenz furchtbar, aber très charmant.“ Oh Himmel. Oh Pulp. Oh Schl8hof.

Damals sang George Michael „I want your Sex“, U2 „With or without you“, Whitney Housten „I wanna dance with somebody“ und Suzanne Vega „My name is Luka“, im Schl8hof gab's einen Vortrag von Johanna Dohnal, Wolf Biermann und viele andere spielten und ich muss gestehen, dass ich im Bella „You win again“ von den Bee Gees kaufte. So that happened.

„Ich fühle mich inzwischen selbstsicher genug, meine Texte klarer zu formulieren. Früher wollte ich sie regelrecht verstecken.“ sagt der REM-Frontman und ich denke mir: Mein Früher muss ich nicht verstecken und nicht vor mir hertragen. Klar, das Früher hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Wer weiß, vielleicht säße ich jetzt nicht hier im Schl8hof am StaTTschreiberschreibtisch, wenn ich 1997 nicht Henry Rollins live erlebt hätte. „So konstruierte ich hier neu, schrieb ich jetzt, den Anfang der Geschichte, jetzt, der Welt.“, schrieb Rainald Goetz, schreibe ich und Punkt.

Montag, 11. September 2017

Alle meine Hosen


Räder hängen. Es hängen Räder in Wels. Es hängen rot-grüne Räder an allen Ecken in Wels. Der Mobilitätstag naht. Das Volksfest naht. Der Tennis-Daviscup naht. Wels sieht rot-grün.
Ich will mehr von Wels sehen und werde mit einem Brillenputztuch belohnt. Das Brillenputzträgermedium – ein Informationsfaltblatt mit eingestanztem W als Brillenputztuchhalter – begrüßt mich mit „Servus in der Rennradregion Wels“.
Ich bin kein Renn- aber Radler. Ich bin Waffenradler. Ginge ich unvorsichtig mit Sprache um, ich sagte: Ich bin Waffenradler und mein Rad ist der Panzer unter den Waffenrädern.
Aber mit Panzern muss man sprachlich und praktisch vorsichtig umgehen.
Ich lese, dass morgen, am 12. September, das Panzerbataillon 14 des österreichischen Bundesheeres am Stadtplatz anlässlich des 100. Jahrestages der Isonzo-Schlacht eine Leistungsschau abhält und kann's nicht glauben.
Ich weiß, Vergleiche hinken immer, aber das wäre doch gleich zynisch, als hielte die Arm- und Beinprotheseninnung eine Verkaufsshow ab. Eine Panzer-Leistungsschau am 100. Jahrestag einer an Grauslichkeiten und Gräueltaten kaum zu überbietenden Schlachtenreihe. Geht's noch? Geht's noch unsensibler?

Aber zurück zu den hängenden Rädern und dem nahenden Mobilitätstag. Mich macht mein Waffenrad mobil. Mein Waffenrad ist eine Leihgabe der Bikerei. Mein Waffenrad flößt den anderen Verkehrsteilnehmerinnen Respekt ein. Mein Waffenrad ist ein Lastenrad mit Aufbewahrungskiste vorne drauf.
Mein Lastenrad ist der Sattelschlepper unter den Waffenrädern. Ich schleppe mich auf den Sattel und trete ordentlich in die Pedale. Mache ich das die nächsten drei Monate, sprengt meine Oberschenkelmuskulatur wohl alle meine Hosen.
Alle meine Hosen ist ein guter Titel. Ziemlich explosiv, dieser Beitrag.
Da braucht's ein paar besänftigende Bilder.
Der StaTTschreiber sieht rot-grün statt rot oder schwarz.

Montag, 4. September 2017

Tierische Parteianalogien

Da hat das gestrige Schimpfen aber geholfen. Heute Sonne. Da schaut doch gleich alles anders aus. Ach, wenn schimpfen doch immer hülfe. Dann hätten die Schimpfenden die Oberhand und das kann niemand wollen. Aber heute scheint alles gut. Wels im besten Licht.
Da wächst die gute Laune des StaTTschreibers schneller als Bambus. Da schlägt der StaTTschreiber Räder wie ein Indischer Pfau. Da verschlägt es den StaTTschreiber in den Tiergarten. Er lässt sich inmitten von Kinderscharen treiben und die Tiere verleiten ihn zum Schreiben. Denn die heiße Phase des Wahlkampfs hat begonnen und in einem Tiergarten lassen sich schöne Analogien finden.

Die Spornschildkröte bewegt sich behäbig, sie ist aus der Zeit gefallen, aus einem anderen Jahrtausend. Die Schildkrötenbewegung (ja, bewusst Bewegung!) erinnert an die alte, große Koalition. Im gleichen Gehege befinden sich die Kattas. Sie bilden ein Kuschelknäuel, verschmelzen förmlich und stehen dafür, wie es einmal war. Die Konzepte Schildkröte und Kuschelkurs haben sich überholt.
Der Kranich (Grus grus) tönt wie eine Vuvuzela, das traut man dem grazilen Getier gar nicht zu. Der Kranich könnte für die Grüne Ulrike Lunacek stehen, Ingrid Felipe ist eher ein Säbelschnäbler. Der Zwergseidenaffe ist niedlich anzuschauen, klein, harmlos und erinnert sofort an den Neos Spitzenkandidaten Matthias Strolz.

Der Silberwangenhornvogel ist das Einhorn unter den Vögeln aber halt schwarz und schiach. Er hat blaue Kehllappen und einen aggressiven Habitus. Geierperlhühner hingegen sind zeitlos elegante Dandys und der Goldkopflöwenaffe hat – rein farbenmäßig – etwas von einem Dackel. Zurück zu Politik.
Die SPÖ Wels hat die Patenschaft für den Dunkelroten Ara übernommen. Das ist löblich. Der Schnabel des Ara ist spitz, das Auge wach. Die SPÖ Wels ist nicht Pate der Rotbauchtamarine – die schauen wohl zu traurig. Die FPÖ Wels ist nicht Pate der Blaubauchracke. Die Blaubauchracke lebt im gleichen Käfig wie der Hammerkopf. Der Lisztaffe ist schon vergeben.

Peter Pilz kann man sich gut als Jahrvogel vorstellen. Roland Düringer als exotisch-skurrilen Temmincktragopan. Und Kurz wäre wohl gerne der Purpurglanzstar.
Ein Ausflug in den Tiergarten ist schön. Wels blüht. Wels blaut.
Der StaTTschreiber schaut und schreibt.
Ab Donnerstag auch als Kolumne im Wels-Lokal-Teil der Oberösterreichischen Nachrichten.

Sonntag, 3. September 2017

Sonntagvormittagsblues

Für den Fall, dass man sich einmal zu gut fühlen sollte, ein Spaziergang an einem Sonntagvormittag in einer Kleinstadt nach Wahl schafft Abhilfe. Es gibt Gründe, warum man Sonntagvormittage am besten verschläft. Aber ein StaTTschreiber muss neugierig sein und an Sonntagvormittagen lernt man Städte auf ganz eigene Art und Weise kennen. Es gibt sicher eine Statistik über die Suizidhäufung an Sonntagvormittagen.
Mein dritter Welstag. Mein dritter Regentag. StaTTschreiber ist auch eine Außendiensttätigkeit. Ich beginne langsam zu schimmeln. Aber ich will die Stadt ja kennen lernen und Wels ist eine große Kleinstadt. Also: Regenmarsch. Ja, ein StaTTschreiberposten ist kein Sonntagsspaziergang.

An Sonntagvormittagen bei Regen in Kleinstädten lässt sich eine Zombieapokalypse sehr gut vorstellen. Ich fühle mich wie Cillian Murphy in 28 Days Later, wandle zwar nicht durch London aber durch Wels und bin auf der Suche nach Eindrücken, Einheimischen und einem Frühstück.

Da gibt es zwar ein Frühstücksbuffet aber nur bis 10Uhr30 und um 11 müsste ich gehen, weil Sonntag ist halber Ruhetag. Dort gibt es zwar ein Frühstück aber man müsste die Sonntagsmesse, die aus dem Radio katholt, erdulden. Ich beschließe, gar nicht so hungrig zu sein, kaue Gedanken und imaginiere mir ein fürsorgliches Gegenüber.

Wie fühlst du dich? Grabesgrau.
Wie fühlst du dich? Waschbetoniert.
Wie fühlst du dich? Murmeltierfett.
Wie fühlst du dich? Wie ein StaTTschreiber an einem regnerischen Sonntagvormittag in Wels.

Aber angeblich braucht es ja Leidensdruck, um schreiben zu können.
Diese Grundstimmung wäre geschaffen.
Ich stelle mir also vor, von Welszombies aufgelauert zu werden und begehe Schreibflucht.

Wels schlemmt

Meine Ernährungsgewohnheiten sind falsch oder zumindest nicht ortsüblich. Denn zum Kaffeetrinken geht man nicht auf den Welser Wochenmarkt. Das Kleine Café hat große Preise. Ein kleiner Schwarzer im Stehen 2 Euro 50. Der Most nebenan kostet nur 1,30.
Ob Gamper's Hendl in Bierteigkruste wirklich – "ob im Osten oder im Westen" – die Besten sind überprüfte ich nicht, ich setze mir die „Genuss-Krone“ auf und entscheide mich vorerst bloß für ein Mostweckerl (noch nie gegessen, gerne wieder). Jetzt sind meine Sinne einigermaßen geschärft und mir gehen die Augen über.


Der Welser Wochenmarkt hat einen Eintrag ins Guiness-Buch-der-Rekorde verdient, denn er ist definitiv der Ort auf Erden mit der höchsten Bratlfettdichte. Nähme man die gesamten Bestände aller Anbieter am Welser Wochenmarkt zusammen, es ließe sich locker eines der Schwimmbecken im Poolpark befüllen und ich bin mir sicher, dass viele Menschen sehr viel dafür geben würden, einmal im Leben in Bratlfett schwimmen zu können.

Das wäre mein Vorschlag fürs Welser Volksfest: Bratlfettkraulen. Bratlfettkraulen hat doch auch viel mehr Bezug zur Region und zur Bevölkerung als die angekündigte Attraktion Buspulling. Wobei, nichts gegen Buspulling. Die Siegerinnen und Sieger des Buspullings könnten mit einem Pool voll Bratlfett belohnt werden. Das wär doch was.

Ich mag Bratlfett. Ich mag auch Leberbunkln, Süßlupinienbällchen, Sprossenherzerl, Ochsen-Schlepp-Markknochen, Speckkrusteln. Ich mag die Grillkohle, die „Nero“ heißt. Ich mag das Angebot an sich hier. Abgesehen vom Kaffee alles spitze. „Der Geschmack heißt Mangalitza“. Die Leberkässemmel kostet einfach 2 Euro, da wird nicht herum gewogen. Die „Feuersteiner ist nichts für Würst'ln“, „Hilde's Hundekeksi“ sind nichts für mich.

Aber am Welser Wochenmarkt gibt es für alle was und der Andrang zum Glühbirnen-Restpostenabverkauf und zum Selbstschutz-Stand ist mäßig. Der Selbstschutz-Stand macht mit Pfeffersprays, Alarmsystemen, allerlei Gerät, das ich nicht zu benennen vermag und Sirenendemonstrationen auf sich aufmerksam, doch am Welser Wochenmarkt ist die Devise eindeutig: Selbstversorgung statt Selbstschutz.
Das Schild in der Markthalle bringt das am besten auf den Punkt: „OLLE SAND BRAV“