Sonntag, 22. Januar 2017

Wolkenwerft

Rauchen schadet der Gesundheit, sagen sie. Sonne schadet der Haut, sagen sie. Wolken schaden dem Himmel, sagen sie. Löcher schaden der Erde, sagen sie.
Irgendwer sagt immer was. Irgendwas ist immer mehr oder weniger falsch.
Schlote sind auch nur Möchtegern-Wolken-Werfer. Straßen-laternen sind auch nur Möchtegern-Sonnen-auf-Stelzen. Hochhäuser sind auch nur das Negativ von Wohnhöhlen, Absperrböcke das Negativ von Springböcken und Autos sind die degenerierte Reinkarnation von Pferden mit Plastikkarosserie statt Fell und Auspuffgasen statt Pferdeäpfeln.
Rohrköhlauer # 2, am 22. Jänner 2017


ROHRKÖHLAUER-KONZEPT
Rohrköhlauer ist ein Dialog zwischen Fotografie und Literatur. Die Fotografin Claudia Rohrauer gibt das Bild und den Rhythmus vor, der Autor Markus Köhle liefert den dementsprechend kurzen oder langen Text – je nach Bildfrequenz: 1 Foto pro Woche = 7 Zeilen Text, 1 Foto pro Monat = 28-31 Zeilen, 1 Foto pro Jahr = 365 Zeilen, 2 Fotos pro Tag = 2 halbe Zeilen, etc.

Vorabsprache gibt es keine, Nachbesprechung beziehungsweise Kommentare erwünscht (an: koehle@backlab.at). Die Projektdauer ist auf 1 Jahr (2017) respektive maximal 365 Bild-Texte angelegt.

Dienstag, 17. Januar 2017

Morgenstern

Streitkeulen, wir haben uns entschieden, Streitkeulen zu werden. Wir hätten auch Palmwedel werden können. Aber Streitkeuelen schien unserem Naturell näher. Streitkeulengesellenbrief in der Tasche, Standing in der Szene vorhanden, Alleinstellungsmerkmale erarbeitet. Jetzt steht die Spezifizierung als Morgenstern an. Unser Großvater (der mit dem oben offenen Klobrillenbart, links; wir, mein Bruder und ich, Zwillinge, die mit dem Kinngrübchen-Adolf, rechts) unterstützt unseren Werdegang. Großvater machte in Öl, Palmöl. Man findet ihn und seinesgleichen in Snackriegeln, Fertiggerichten, Billigbiskuitrouladen die in aller Damen und Herren Länder in aller Munde und Mäuler sind.
Mittlerweile ist Großvater pensionierter Palmölianer, quasi ein Postpalmölmagnat und sähe seinen Palmenkelnachwuchs natürlich gerne als Morgensterne auf- und dastehen. Großvater schaute auf uns, Vater haute uns. Wir nannten unseren Großvater immer Palmöli, wir nannten unseren Vater immer Im-Öli. Großvater machte alles zu Geld. Vater trank alles und ging bereits unter, als wir noch topfpflanzenklein waren. Das Leben ist grausam, predigte Palmöli. Süßes und Saures regieren die Welt: Schokoriegel und Waffeln, Palmöl und Napalm. Ihr habt es im Stamm, euch für das Richtige zu entscheiden. Palmöli psalmierte gern. Palmöli hatte aber auch seinen Christian Morgenstern intus und wusste: Ist die Kokosnuss im Butter / Rinnt der Tran des Wals im Kutter / Und dein Sein / schifft sich ein

Rohrköhlauer #1, am 16. Jänner 2017


ROHRKÖHLAUER-KONZEPT
Rohrköhlauer ist ein Dialog zwischen Fotografie und Literatur. Die Fotografin Claudia Rohrauer gibt das Bild und den Rhythmus vor, der Autor Markus Köhle liefert den dementsprechend kurzen oder langen Text – je nach Bildfrequenz: 1 Foto pro Woche = 7 Zeilen Text, 1 Foto pro Monat = 28-31 Zeilen, 1 Foto pro Jahr = 365 Zeilen, 2 Fotos pro Tag = 2 halbe Zeilen, etc.

Vorabsprache gibt es keine, Nachbesprechung beziehungsweise Kommentare erwünscht (an: koehle@backlab.at). Die Projektdauer ist auf 1 Jahr (2017) respektive maximal 365 Bild-Texte angelegt.