Dienstag, 9. Mai 2017

Hello Chatschapuri-Kitty

Auffallend viele Dentalpraxen hier und Autos geben sich gern stoßstangenlos. Stoßstangen sind ja gewissermaßen die Schneidezähne von Autos. Gibt es da womöglich eine Verbindung? Muss sich der Georgier, die Georgierin entscheiden ob in die Zahn- oder Autoreparaturwerkstatt? Beides ist finanziell nicht drinnen für die Durchschnittsbürger_innen.
Und vor den (zugegeben malerisch verfallenen) Bruchbuden stehen fette SUVs. Und am Hügel stehen ein neuer Präsidentenpalast und eine neue Kirche. Hauptsache groß, die neuen Autos und Bauten. Die Häuser unmittelbar daneben: Verfall-Studien.

Papageien, Leguane, Falken und Affen sind für Fotos ausleihbar. Mir fliegt Kitty zu - "Hello , Kitty" - ich versuche auch Fotos mit Kitty und Kohle zu machen.
Vuvuzelas sind natürlich super Demo-Krach-Instumente. Vor dem Glaspalast am Fernsehtum-Seiten-Hügel (Name weiß ich grad nicht) wird definitiv für oder gegen was oder wen demonstriert. Ich steh mit Kitty da und kenn mich nicht aus, bin aber sicher auf vielen Fernsehbildern. Hoffentlich gibt es keine Ausreiseprobleme. An den Palast kommt man nicht ran. Auch zu hoffen, dass Kitty nicht plötzlich platzt. Ich wäre wohl im Nu polizeiumzingelt. Der Wind raubt mir Kitty schließlich wieder. Ich gehe Postkarten und Briefmarken jagen.

Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich habe sie darauf hingewiesen, dass fünf Briefmarken, auf denen groß 2 Lari draufsteht, eigentlich nicht 15 Lari kosten sollten. Sie berief sich auf eine Servicepauschale, da sie die frankierten Karten auch zur Post brächte. Mein Vertrauen wankte. Erstens musste ich die Karten ja noch schreiben und das dauert und zweitens... eh schon wissen. Ich verzichte also auf den potenziellen Service, muss ihn aber trotzdem zahlen. Langsam nervt's.

Frustessen: Chatschapuri richtet dir die Wadel vire. Was für eine Katerkillerin, was für eine Kaloriengranate. Ein Käseschiffchen mit Ei an Bord, die Schiffswände mit Fett kalfatert. Da jauchzt die Fitness-App, da springt der Cholesterin-Spiegel, da kann kommen was will, ein Chatschapuri gefüllter Magen hält allem stand. Jetzt übersteh ich auch diesen letzten Tag!

Kläffzone, Klospülung und Nachmittagsfernsehen

Eine zarte Modernote hängt in meinem Zimmer. Im Bad ist sie gar nicht so zart. Kommt halt wirklich kaum Sonne rein in diese Dunkelkammer, die im August, bei 40 Grad Celsius, sicher sehr gefragt ist. Man passt sich dann halt an und modert mit.
Bis zu den Knöcheln bin ich schon bemoost, unter den Achseln, also in den Höhlen, das ist ein Pilz (vermutlich ungenießbar) und hinter den Ohren ist's grün-grau - klassischer Schimmelbefall. Schambereich? Schweigen im Moor.
Rausgehen hilft nicht. Draußen Regen und meine Wäsche schon knapp und die Schuhe aufgeweicht und mein Kapperl mützt auch nichts mehr: Schlappkapperl und unnütze Mütze!
Dann halt Fernsehen. Terminator 2 als Nachmittagsprogramm und Lesungsvorbereitung. Sie spricht alles Weib- und Kindliche, er alles Männliche und Schwarzenegger. Bei kurzen Gesprächsparts kann man das Englische hören, die Übersetzung folgt, bei längeren darf man selbst vervollständigen. Hasta la vista, Baby! Wird nicht übersetzt. Null Problemo! Schon.
Auch: I'll be back! Hat sich Arnie eigentlich auf deutsch selbst synchronisiert? In Arnie-Englisch klingt er jedenfalls viel mehr nach einer anderen Welt als auf deutsch.
Tom & Jerry ist tonlos. Ohne Udo-Jürgens, ohne Schrei von Tom, ohne Uff-Zack-Krach-Bum-Bum-Klavier-fällt-aus-dem-ersten-Stock-Geräusche, ohne klassische Spannungsmusik. Ich bin frappiert.
Ansonsten viele singende Kinder mit lächerlichen Kostümen, Talk-Shows mit mehr Silikon als Fleisch auf der Couch, Kriegsfilme wo ich nicht weiß, wer wer ist und Nachrichtensendungen, die einen anderen Weltmittelpunkt und Studiosprecher haben, die so ausschauen wie bei uns Krisengebietsreporter im vor Ort Einsatz. Der vermeintliche Jazz-Sender hat sich nach einem Tag auch als Opern und Moderndance-Sender entpuppt und als dann die Kirchenchöre und Choräle dran waren, war's dem Köhle Gequäle genug.
Die erste Nacht unterhielten mich ohnehin die Klospülungs-Aufmerksamkeits-Aufrufe aller anderen Hotelzimmer, die dann nicht selten von den Hunden in der Umgebung beantwortet wurden: eine Kläffzonen-Nachbarschaft. Na wow, na wuff, na bumm!