Mittwoch, 1. November 2017

Über Kürzungen und Überlegungen

Wels macht was mit mir. Wels gibt mir einen Takt vor. Wels hat mich langsam im Griff. Wels wickelt mich um den Finger. Wels verwöhnt mich. Wels klatscht mich voll mit Veranstaltungen. Wels mag ich. Wels mag mich. Wels füllt mich ab. Wels nimmt mich auf. Wels verdaut mich. Wels wird mich im Dezember wieder ausscheiden. Wels hat eine gute Verdauung. Wels hat schon vieles überstanden. Will ich mehr Wels? Will ich mich noch mehr auf Wels einlassen? Will ich mich in Lokalpolitik stürzen und in Bierlokalen auffangen lassen? Will ich Spuren in Wels hinterlassen?

Ja, ich würde gerne im Gefängnis gegenüber vom Schl8hof eine Lesung machen, befürchte aber, dass sich das in der noch verbleibenden Zeit nicht ausgehen wird. Das Gefängnis heißt sicher nicht Gefängnis sondern vermutlich Landestrafvollzugsanstalt oder so ähnlich. Aber ich seh kein Schild mit der entsprechenden Auffschrift, ich seh nur Gitter und deshalb schreib ich Gefängnis. Vermutlich sähe ich ein Schild, bewegte ich mich weg vom Schreibtisch oder googel-viewte ich. Mach ich aber nicht. Ich stell mir lieber vor. Ich denke nach und stell mir vor und stell mich dann, diese Kolumne schreibend, als Nachdenkenden und Vorstellenden vor.

Der Herbst ist ja auch die ideale Nachdenkzeit. Wenn was dabei rauskommt – gut. Wenn nicht, dann ist die Zeitumstellung schuld. Die Zeitumstellung ist als Universalausrede bis Dezember allgemeingültig und anerkannt. Danach tritt der Vorweihnachtsstress an die Stelle der Zeitumstellung. Dem Vorweihnachtsstress möchte ich dieses Jahr entkommen. Ich sorge vor. Ich mach mir Gedanken, mit was ich wen überraschen und beschenken könnte. Das Nachdenken macht mich so also zum Vorausdenkenden und bewahrt mich vor zukünftigem Stress. Eigentlich mehr als bedenklich, dass Stress so ein Modewort geworden ist. Vor allem in der Weichnachtszeit. Die sollte doch eigentlich alles andere als stressig sein. Aber zur Besinnung kommt man inmitten der bald aus dem Boden schießenden Glühwein-, Geschenk- und Punschhütten nur schwer. Da steht dann doch eher Benebelung der Sinne am Programm. Wels benebelt. Wels berauscht mich. Wels überrascht mich aber auch.

Kaum bin ich ein paar Tage weg. Hängen plötzlich Fransen an den Straßenlampen. Die klimpern im Wind und glitzern im Sonnenschein. Die Straßenlaternenbefransung ist vermutlich die Vorhut der Weihnachtsbeleuchtung. Die kommt so sicher wie Schwarz-Blau. Das ist keine Überraschung und Geschenke sind auch keine zu erwarten. Minus zehn Prozent ist wohl nur ein Vorgeschmack. Kürzte ich diese Kolumne um zehn Prozent, müsste ich jetzt dann langsam aufhören. Aber nein, das ist kein guter Vergleich. Denn kürzen tut Texten meist gut. Aber Kürzungen im Förderungsbereich sind schmerzvoller. Die verdichten nicht, die zerstören. Die zerstören Kulturarbeit genauso wie ein Text zerstört wird, nimmt man ihm jedes zehnte Wort. Das hinterlässt Lücken, ergibt keinen Sinn, macht Aufgebautes kaputt. Beispiel gefällig? Voilà:

Wels macht was mit mir. Wels gibt mir einen vor. Wels hat mich langsam im Griff. Wels wickelt um den Finger. Wels verwöhnt mich. Wels klatscht mich mit Veranstaltungen. Wels mag ich. Wels mag mich. Wels mich ab. Wels nimmt mich auf. Wels verdaut mich. wird mich im Dezember wieder ausscheiden. Wels hat eine Verdauung. Wels hat schon vieles überstanden. Will ich mehr? Will ich mich noch mehr auf Wels einlassen? Will mich in Lokalpolitik stürzen und in Bierlokalen auffangen lassen? ich Spuren in Wels hinterlassen?